Am Sonntag Nachmittag nähern wir uns Roseau auf Dominica. Wir sind noch mehr als eine Seemeile von unserem angepeilten Ankerplatz entfernt, als uns Beans mit seinem Motorbötli abfängt. Er will uns einen Platz an einer Boje verkaufen, doch wir wollen ankern. Kein Problem, er zeigt uns, wo ankern möglich ist. Er arbeitet für Seacat, dessen guten Ruf wir noch von unserer letzten Reise her kennen. Seacat bietet verschiedene Services für Yachties an, u.a. geführte Touren. Wir wollen unbedingt zum Boiling Lake hoch, deshalb erkundigen wir uns nach einer Tour. Am Montag morgen wollen wir einklarieren. Die Zollbeamten sind beschäftigt, da gerade eine Fähre angekommen ist. Wir sollen in zwei Stunden wieder vorbeikommen. Wir kaufen Gemüse und Früchte auf dem Markt, Käse, Bier und Crackers im Supermarkt. Die Beamten sind immer noch beschäftigt und schicken uns für eine weitere Stunde weg. So schenken wir uns das Einklarieren und gehen im Champagne Pool schnorcheln. Hier blubbern Gasblasen im Meer, hervorgerufen durch vulkanische Aktivität. Der Meeresgrund und auch das Meerwasser ist schön warm. Abends kommt Seacat, mit bürgerlichem Namen Octavius Lugay, bei uns vorbei. Wir haben uns natürlich bei unseren Nachbarschiffen schon informiert. So haben wir einen leichten Handelsvorteil und werden uns schnell einig. Am nächsten Morgen um 07h00 sitzen wir im Kleinbus mit fünf Norwegerinnen, vier junge Girls und eine ehemalige Profifussballerin, die erst beim Sprechen von uns als Frau erkannt wird. Unser Guide Kenny ist jung. Er kommt in Adiletten, welche er zu Beginn der Wanderung im Gebüsch versteckt. Die nächsten sechs Stunden bleibt er barfuss. Kenny nimmt seine Aufgabe ernst und erzählt uns viel über einheimische Pflanzen, kocht für uns in heissen vulkanischen Quellen Eier und legt uns eine angeblich verjüngende Schlamm-Maske auf. Nach vier Stunden kommen wir beim Boiling Lake an. In einem Krater siedet das Wasser auf 104° C, es sprudelt wie in einem grossen Kochtopf. Wir geniessen dieses Spektakel, während Kenny unser Mittagessen auspackt: Tomaten, Gurken, geräucherter Dorsch, frittierte Bananen und Mangosaft. Auf dem Rückweg baden wir in einem heissen Bach. Weils nicht genug Platz für alle hat in einem Becken, nehmen wir ein Becken oberhalb der Norwegerinnen. Wer Thomas kennt, kann sich vorstellen, was er als erstes macht, als er ins Wasser steigt: Richtig, die Schlamm-Maske endlich wegwaschen. Kenny bewacht unsere Kleider und Rucksäcke, chillt und raucht einen Joint. Zum Abschluss der Wanderung springen wir in die Ti Tou Gorge, einen kleinen Canyon, durch den kühles Süsswasser fliesst. So sauber waren wir schon lange nicht mehr. Wir segeln weiter nach Guadeloupe und ankern bei Pointe-à-Pitre (PaP). Wir haben genug Zeit um Maselle zu putzen, Wäsche zu waschen und einzukaufen, bevor Freddy und Frank in der Marina eintreffen. Etwas skeptisch und wahrscheinlich mit mulmigem Gefühl steigen sie samt Gepäck zu uns ins Dinghi. Sie bleiben trocken, ihr Gepäck auch. Die wirkliche Grenze unserer Maxime, so heisst unser Beiboot, werden wir später mit ihnen ausloten. Am Sonntag findet die grosse Karnevalsparade in PaP statt. Farbenfrohe Gruppen ziehen tanzend, singend, trommelnd, schreiend und lachend an uns vorbei. Der Lärm ist wichtig, das Musikalische weniger, das Knallen der Peitschen halten wir anfänglich für Schüsse. Thomas und Frankie suchen vergeblich die karibischen Schönheiten, kein Wunder, Mc Donalds ist der Hauptsponsor des Umzugs. Hart am Wind gehts nach Marie Galante. Freddy an der Pinne kämpft tapfer gegen die Seekrankheit, bis sie doch Mitleid mit den Fischen kriegt. Diese Insel lebt vom Tagestourismus und ihren drei Rumdestillerien. Der hiesige Rum ist berühmt. Uns schmeckt er nicht, zu viel Alkohol, 59%, zu wenig Gout. Bei einer alten Frau kaufen wir Maniokmehl. Es wird, so sagt sie, wie Parmesan verwendet, jeder streut es individuell auf sein Essen, zudem bindet es Saucen. Maniok ist geschmacklos. Auf dem Weg zurück zum Schiff entdeckt Gabrielle einen Brotfruchtbaum. Wir fragen den Besitzer, der gerade! mit dem Auto heranfährt, ob wir eine Brotfrucht pflücken dürfen. Er ist so stark betrunken, dass er nur mit Mühe aussteigen kann, dabei eine Sandale im Auto lässt, die andere fällt ihm vom Fuss. Die Unterhose hängt ihm fast beim Knie, Hosen hat er keine an: das ist Mardi gras (Karnevalsende) in Marie Galante!
Wir mieten zwei Scooter und umrunden die Insel. Sie gefällt uns sehr gut. Wir haben das Gefühl, durch ein kleines Stück heile Welt zu fahren. Zu Mittag essen wir bei einer Schweizerin, die selber vor Jahren mit ihrem Mann auf einem Segelschiff über den Atlantik gesegelt ist, und, wie sie selber sagt, hier am Arsch der Welt gestrandet sei. Mit einem Zwischenstopp auf Les Saintes, segeln wir der Westküste von Guadeloupe entlang nach Norden. Es trifft sich gut, dass wir am Markttag bei Basse-Terre vorbeikommen. Wir kaufen: Wassermelonen, Papaya, Mango, Orangen, Mandarinen, Bananen, Zuckermelone, Limetten, Kürbis, Kartoffeln, Süsskartoffeln, Karotten, Tomaten, Gurken, Avocados, Zwiebeln, Knoblauch und kleine, scharfe Peperoni. Drei Tage verweilen wir bei den Ilets Pigeon. Wir haben Glück und schnappen uns eine der drei Besucherbojen im Naturschutzgebiet. Wir springen vom Schiff aus ins Aquarium, schnorcheln und tauchen abwechslungsweise in einer unglaublich farbenfrohen und vielfältigen Unterwasserwelt. Zum Glück ist unsere Backskiste riesig, Tauchflaschen und Tauchkompressor finden locker Platz. Auf dem Rückweg vom Tauchgang an der Pointe Malendure wird Maxime beinahe zum U-Boot. Vier Personen, zwei Tauchflaschen, Blei, sämtliche Ausrüstung tropfnass und Aussenborder samt Benzintank lassen das Freibord fast verschwinden. Zudem haben wir Gegenwind und Wellen. Gabrielle bildet mit der Schnorchelboje einen Wellenschutz, Freddy schöpft nonstopp Wasser, Thomas steuert und Frankie hält das Gleichgewicht. Am Strassenrand kaufen wir bei einem Fischer ein grosses Stück Schwertfisch, 1,2Kg Marlinfilet zu viert, ein Festessen. In Deshaies besuchen wir den Botanischen Garten. Die Frauen schiessen tausend Fotos, die Männer trinken unterdessen nur ein Bier. Im Norden von Guadeloupe segeln wir durch die Riffe der Passe à Colas in den Grand Cul-de-sac Marin und ankern vor der Ilet à Caret im türkisblauen Wasser. Wir schwimmen an Land und legen uns in den weissen Sand. Die beiden Teilinseln von Guadeloupe, Basse-Terre und Grande-Terre, werden durch die Rivière salée getrennt. Befahren wir diesen Fluss durch die Mangroven von Norden nach Süden, gelangen wir direkt nach Pointe-à-Pitre. Dort wollen wir Freddy und Frank verabschieden. Unter zwei Brücken müssen wir durch, welche nur nachts zwischen 04h30 und 05h30 öffnen. Wir ankern in den Mangroven, besprayen uns mit Anti Brumm Forte und bereiten uns auf ein frühes Nachtessen, frühes Zubettgehen und frühes Aufstehen vor. Wie wir so entspannen, hält ein Motorboot neben uns und teilt uns mit, dass die Brücken nicht mehr öffnen. Wie wir später erfahren aus folgendem Grund: Die Rivière salée und die Mongroven sind ein beliebtes Ausflugsziel für Motorboote und Jetskis. Die zweite Brücke ist nur vier Meter hoch. Der Kühlwasserstrahl der Jetskis bespritzt die Brücke von unten mit Salzwasser, sodass die ganze Brücke von unten her wegkorrodiert. Öffnen und schliessen ist zu gefährlich. Dies wurde erst bei der letzten Revision entdeckt. Geld für eine neue Brücke ist nicht vorhanden und die Jetskis fahren immer noch unten durch. Zum Glück ist es noch hell. Wir fahren zurück durch die Passe à Colas und ankern vor Port Louis. FuF nehmen am Samstag von hier aus den Bus nach PaP. In Guadeloupe gibt es, im Gegensatz zu Martinique, ein funktionierendes Bussystem. Auch wir nehmen am Montag den Bus nach PaP, wir müssen da noch ausklarieren. Wir nutzen die Gelegenheit und shoppen in den Bootszubehörläden. Am Dienstag segeln wir mit guten östlichen Winden schnell und locker die 60 Seemeilen nach Montserrat. Der südliche und grössere Teil dieser Insel wurde ab 1997 nach mehreren Vulkanausbrüchen unbewohnbar und zum Sperrgebiet erklärt. Die ehemalige Hauptstadt Plymouth wurde unter Asche begraben. Wir dürfen uns der Küste nur auf zwei Seemeilen nähern und nur im Norden, in Little Bay, ankern. Mit dem Feldstecher sehen wir nur geschlossene Verkaufsstände, für die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe. Vor 9Uhr und nach 17Uhr läuft hier nichts. Wir verzichten auf Landgang und Katastrophentour und segeln am nächsten Tag nach Nevis weiter. Beim Einklarieren in Charlestown erklärt uns der junge Hafenmeister ausführlich an welchem Abend in welcher Stadt eine Party stattfindet. Wir fragen ihn wo wir denn schöne Wanderungen machen können und er antwortet: „Keine Ahnung, in meiner Freizeit schaue ich nur fern oder spiele Viedeogames.“ Hier, wie auch nachher auf St. Kitts, treffen wir fast ausschliesslich USamerikanische Touristen. In den Bars und Restaurants sind alle Preise in US$ angeschrieben. Die eigentliche Währung hier ist der East Caribbean Dollar. Wir nehmen den Bus zum Fusse des Nevis
Peaks und wandern hoch zu The Source. Unterwegs treffen wir zwei Ami-Päärchen. Das erste kehrt bald um, als es steiler wird, wegen angeblich schlechtem Schuhwerk. Das zweite, er gibt sich als Sportskanone aus und bequasselt uns nonstopp, gibt nach eineinhalb Stunden auf, weil ihn plötzlich Hüft- und Schulterschmerzen plagen. Dafür treffen wir an einer schlammig-rutschigen Stelle eine amerikanische Familie, welche hier das Handtuch werfen wollte. Mit uns kommen sie bis zur Quelle hoch, wir verpflegen sie mit Brot und Käse. Äpfel sind ihnen scheinbar zu gesund, davon essen sie nichts. Die fünfstündige Wanderung durch den üppig grünen Regenwald gefällt uns. Zum Schluss klettern wir eine über 20 Meter hohe, alte, rostige Leiter zur Quelle hoch. Auf dem Rückweg sehen wir endlich Green Monkeys. Im Hauptort Charlestown wollen wir wie am Tag zuvor im Feuerwehrdepot günstiges Bier kaufen. Leider ist am Freitag Nachmittag schon alles verkauft. Zum Glück hat die Polizei nebenan noch welches. Im Supermarkt wäre es teurer. Schon ungewohnt, wenn dir ein Polizist in Uniform, mit Handschellen und Pistole am Gürtel, ein Bier ausschenkt. Auf der Nachbarinsel St. Kitts entspannen wir uns ein paar Tage. Wir lesen, schnorcheln und fahren Kajak. Wir sehen Rochen, Adlerrochen und einen fetten Barrakuda. Thomas überredet einen gestreiften Igelfisch sich fürs Foto ein wenig aufzublasen.
Liebe Grüsse von der Maselle Gabrielle und Thomas