Zurück auf Maselle kommt Chip mit Frühstück und Kaffee vorbei, sprich Hamburger mit Speck, Käse und Ei vom Mc Donalds. Den Kaffee hat er selber gemacht. Die Planung wird konkret, am Sonntag bringt er den neuen Motor. Diesen Tag wählen wir gezielt aus, damit keine Angestellten der Marina etwas mitbekommen. In den USA ist es nämlich üblich, dass die Marinas 15% von externen Firmen und Arbeitern für Dienstleistungen kassieren.
Luitgard und Wolfgang von der GREY GOOSE bereiten die Reise nach Florida vor und kommen mit einem vollgeladenen Auto an. Ihre Motoryacht ist im hintersten Hangar parkiert. Gemeinsam bringen wir alles zum Schiff. Zum Dank laden sie uns ein zu Spätzle, Fleischvogel und Weizenbier aus dem ALDI. Den gibts hier nämlich auch.
Am Donnerstag fahren wir mit Chip in einem Mietauto nach Annapolis, bunkern und schlafen nochmals durch. Unsere Stegnachbarn haben keinen Strom mehr auf ihrem neugekauften Leopard 40. Wir helfen ihnen und entdecken dabei, dass wir ihren Katamaran von Tortola nach Fort Lauderdale gebracht hatten. Wir findens lustig, sie auch. Da sie absolute Greenhorns sind, geben wir ihnen eine kleine Fahrstunde.
Am Freitag, den 13. Oktober, werfen wir die Leinen los. Denselben Katamaran, den wir von Marsh Harbour (Abacos) nach Annapolis überführten, bringen wir wieder zurück.
Es ist kalt, sehr kalt, es regnet stark und ohne Unterbruch. Die Sicht ist schlecht und wird nachts noch schlechter. Natürlich haben wir auf diesem Charterschiff weder AIS noch Radar. Zum Glück sind wir für die grossen Frachtschiffe sichtbar. Mehrmals werden wir angefunkt. Die Frachter informieren uns, auf welcher Seite sie passieren oder überholen wollen. Einmal werden wir von einem Schleppverband gebeten weit nach Osten auszuweichen.Wir sind froh aus der Chesapeake Bay rauszusegeln.
Das Cape Hatteras zeigt sich von seiner Schokoladenseite. Chip bekommt so viele Delfine zu sehen, wie nie zuvor in seinem Leben.
Eine Kaltfront kündigt sich an, wir übernachten in Charleston. Als wir unsere Rückflüge von den Bahamas in die USA buchen wollen, entdecken wir, dass Chip gar keinen Pass besitzt. So muss er uns nun verlassen. Er weiss gar nicht, was für ein Glück er hat.
Die zwei Tage zu den Abacos sind Hölle. Starker Wind und hohe Wellen von der Seite, Golfstrom gegen uns, sind mit einem Katamaran einfach nicht lustig. Alles knallt und knarrt, Bodenbretter werden von den Wellen zwischen den Rümpfen aus ihren Verankerungen gehoben, Wasser fliesst in den Salon. Der Boden wir gefährlich rutschig. Wir legen sämtliche Badetücher aus, das gibt uns etwas Halt.
Vor Marsh Harbour entscheiden wir uns für die längere Passage durch den Man-O-War Cut und nicht für die nähere durch den Whale Cut. Wir sind froh darum. Wie wir hinterher erfahren, sind an diesem Morgen zwei Schiffe im Whale Cut beschädigt worden. Nichts hat sich geändert, seit wir im Mai 2016 auf den Abacos waren (Blog 2.6.16, Aus Geri wird Anna).
Wieder zu Hause geht es vorwärts mit dem Motor. Jetzt wird gesägt, geschliffen, mit Glasfasermatten und Polyester gearbeitet, bis der Motor so steht wie er stehen muss. Getriebe und Welle werden ausgerichtet, die Silentblöcke angeschraubt, die elektrischen Kabel entwirrt und die Stromkreise neu gelegt.
Alex und Dick von der JENNY sind auf dem Weg nach Süden und liegen am 24-Stunden-Gratissteg. Wir freuen uns sehr sie wieder zu treffen. Als richtige Amerikaner servieren sie uns Spare Ribs vom Grill.
Eine Frauengruppe, Go Chesapeake, möchte in unserer Atlantic Yacht Basin Marina einen gehobenen Yachtservice aufziehen. Als Promo organisieren sie jeden Dienstag und Freitag im September und Oktober eine Happy Hour. Obwohl wir nicht zum Zielpublikum gehören, laden sie uns jedes Mal ein. Was sollen wir machen, es gibt gratis Wein, Bier und italienische Leckereien. Wir sind oft mit Chip, Marcie und David dort.
Der Herbst ist da, die Blätter der Bäume färben sich rot und die Nächte werden kühl. Wir zünden unseren Petrolofen an und es wird lauschig warm in der Maselle. An einem kalten Morgen hat Gabrielle die Distanz zur Toilette gemessen, es sind vierhundertvierzig Schritte.
Bald fliegen wir in die Schweiz. Marcie und David sind wahrscheinlich weg, wenn wir wieder zurück kommen. Zum Abschied und als Dank dafür, dass wir ihren Bus ausleihen konnten, laden wir die beiden beim Mexikaner ein.
Liebe Grüsse von der Maselle
Gabrielle und Thomas