Unser neuer Motor ist noch nicht eingebaut. Immerhin steht er zusammengebaut in Chips Shop. Was noch fehlt, sind die Befestigungen für die Silentblöcke (Gummipuffer)
Damit es uns nicht langweilig wird, beschäftigen wir uns so gut es geht. Wir flicken die Löcher in der Regenblache und nähen sie so um, dass sie das ganze Cockpit deckt. So bleiben wir trocken, als TEN und HARVEY uns tagelang viel Regen bescheren.
An Gabrielles Geburtstag nehmen wir frei und fahren mit dem Bus nach Norfolk. Busfahren ist im Autoland etwas für die Armen. Die wenigen Fahrgäste sind hauptsächlich schwarz, die Chauffeure auch. Fahrpläne gibts nur online und sie werden etwa gleich eingehalten wie die italienischen in den 80er Jahren. Die Busse fahren nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Abends essen wir einen Burger im Big Woody's und hören dazu Country Music live.
Wir reissen die beiden alten Spülbecken mit dem Brett raus. Die Spülbecken haben Korrosionslöcher und das Brett ist vermodert. Neu nehmen wir ein Kunststoffbrett und nur ein Spülbecken.
Unsere Schiffsnachbarn Marcie und David nehmen uns mit ins Kino. Wir schauen den Film des Sommers, „War for the Planet of the Apes“, ein ziemlicher Schwachsinn, doch das Popcorn ist gut.
Wir lernen Luitgard und Wolfgang kennen. Sie sind in den 80er Jahren von Deutschland ausgewandert. In Colombia, North Carolina, hatten sie eine Marina und waren Alleinimporteure von Bavaria Segelyachten und Bügelanker. Wolfgang verkauft uns aus seinem Restbestand einen Bügelanker zum Selbstkostenpreis und bestellt uns über seine Geschäftsadresse 50Meter Ankerkette. Das war nötig, denn der alte Anker und die Kette, beides noch von GatoRali, bestanden aus mehr Rost als Eisen.
An einem Sonntag fahren wir mit Chip zum Fort Monroe. Im Casemate Museum erfahren wir viel über die US-Geschichte und den amerikanischen Bürgerkrieg, wo sich zum ersten Mal zwei Panzerschiffe ein Gefecht lieferten (battle of the ironclads, Virginia vs Monitor). Anschliessend zeigt uns Chip seine neue Errungenschaft. Er hat sich für dreitausend Dollar auf Craigslist ein Motorboot gekauft.
Die Sprayhood (richtig Englisch Dodger) löst sich langsam aber sicher auf. Wir holen über die Marina eine Offerte ein, die uns leer schlucken lässt. Chip kennt einen Canvasmacher, der glatte tausend Dollar günstiger ist und uns die Sprayhood schon nach zehn Tagen liefert.
Am 21. August verdunkelt sich die Sonne, bei uns leider nur um 80%. Marcie und David fahren nach South Carolina und erleben die totale Sonnenfinsternis. Sie schwärmen. Für euch stellen wir ein Internetfoto in den Blog. Ende August fliegen Marcie und David nach Las Vegas zu ihren Familien. Sie überlassen uns ihren Van. Jetzt sind wir mobiler.
Viele Restaurants in den USA sind Teil einer Foodchain. Oft wird great food value angepriesen, für uns Europäer nicht nachvollziehbar. Deshalb gehen wir im August dreimal mexikanisch essen, mit Chip und Linda, Marcie und David und anderen Bootsnachbarn.
Mehrmals sehen wir einen Delfin an unserem Schiff vorbeischwimmen. Das erstaunt uns, denn wir sind hier im Süsswasser. Öfters tauchen kleine Schildkröten neben Maselle auf. Am Wasser hat es natürlich viele Mücken, deshalb hat es auch viele Spinnen. Die eindruckvollste ist die grosse Writing Spider (Argiope aurantia), die ihr Netz am Steg gebaut hat. Gut sichtbar ist das Zick-Zack-Muster, von welchem ihr Name hergeleitet wird. Im Wald wächst Poison Ivy, eine Kletterpflanze, vor der man sich in Acht nehmen muss. Berührungen verursachen hässlichen Juckreiz über Wochen.
Unser Tierli-Highlight hatten wir gestern Nachmittag. Ein Fischotter räkelt sich am Steg und schaut immer wieder zu uns rüber. Als Gabrielle die Kamera holen will, bekommt er Angst und verschwindet in der dunklen Intracoastal Waterway Brühe.
Liebe Grüsse von der Maselle
Gabrielle und Thomas