Wir sitzen im Salon und werden kräftig durchgeschüttelt. Maselle ruckt und zerrt an ihren Festmachern. Ein weiteres Sturmtief zieht über den Atlantik und wir sind froh im Hafen von Peniche zu sein, auch wenn es sehr ungemütlich ist.
Doch nun alles von Anfang an.
Ende August brechen wir unsere Zelte in der Schweiz ab und fahren am 31. mit vollbepacktem Mietauto nach Bordeaux. Wir montieren Radar, Windgenerator und ein neues Solarpanel auf den Geräteträger, klettern auf den Mast und erledigen auch sonst einiges. Freunde leihen uns einen Fiat Panda aus, der leider schon nach 400 m stehen bleibt. Wir putzen ein paar Sicherungen und das Autöli läuft weitere zwei Tage um dann endgültig stehen zu bleiben: die Benzinpumpe. Zum Glück stellen uns Laurence und Emir sofort ein weiteres Auto zur Verfügung. MERCI.
Eigentlich wollen wir Bordeaux sehr schnell verlassen. Wir haben ein rendez-vous Ende September in Lissabon mit Maja und Jon aus Australien. Wie es halt so ist beim Segeln, das Wetter bestimmt. Die Biskaya wird ihrem Ruf gerecht. Wir kommen nicht weiter und nutzen die Zeit um unsere Freunde in Bordeaux und Umgebung zu besuchen. Viel Zeit verbringen wir mit Roger und Flo in ihrer wunderbaren Mühle in der Charente.
Am Dienstag, 22. September, endlich los, Leinen los, drehen wir im bassin à flot no 2 im Ölzeug im Regen unsere Runden und warten lange und gebannt auf die Schleusenöffnung. Tatsächlich öffnen beide Brücken und auch die Schleuse nur für uns alleine.
Mit dem Ebbstrom fahren wir die Gironde runter bis Pauillac. Im Hafen warten Cécile und Laurent mit einer Quiche auf uns. Leider ist die Einfahrt zu seicht für uns, wir bleiben zweimal im Schlick stecken. So warten wir halt an einer Boje auf die nächste Flut. Morgens um 2 Uhr gehts weiter nach Port Medoc. Beim Spazieren entdecken wir eine Lagerstätte für Bojen und Kardinalszeichen. Alte verrostete liegen neben neuen aus Plastik.
Am Donnerstag, 24. September, wieder morgens um 2 Uhr, passieren wir die Girondemündung. Der Atlantik empfängt uns mit Meeresleuchten und Flaute. Nach 20 Stunden stottert der Motor und stellt ab, zum Glück erst jetzt. Nach vielen Malen pumpen und entlüften und fluchen springt er wieder an. Wir denken, dass die Tankentlüftung nicht richtig funktioniert und öffnen deshalb den Tankeinfüllstutzen einmal pro Stunde. Nachts schwimmen und springen Delfine neben uns. Am nächsten Morgen haben wir SE Wind 1-2, ideal für unseren Parasailor. Wir bereiten alles vor, alle Leinen und das Fall. Alles gut durchgezogen? Ein letzter Check, dann ziehen wir sicherheitshalber die Segelhandschuhe an und dann...............dssssssssssssssssss: Die Angelleine rauscht von der Rolle, ein Fisch hat angebissen! Danke, danke lieber Thunfisch, dass du gerade jetzt angebissen hast. Vor der Parasailor Aktion haben wir die ganze Backskiste ausgeräumt und das ganze Cockpit verstellt, und nun frischt der Wind auf, so dass wir auch mit der Genua flott vorankommen. Einen besseren Zeitpunkt hättest du dir nicht aussuchen könnnen. Die folgende Nacht segeln wir sogar im zweiten Reff, der Wind nimmt bis auf 6 Bft zu. Es rollt grässlich, wir schlafen im Salon. Draussen ist es nass und kalt. Zum Glück meistert unsere alte GatoRali Windsteueranlage auch auf der Maselle bestens jede Welle.
Gespannt nähern wir uns dem berüchtigten Cap Finisterre, Sonnenuntergang auf Steuerbord mit Vollmondaufgang auf Backbord. Das Cap wird seinem Ruf nicht gerecht, wir erlebens launisch: Wind und kein Wind wechseln sich ab. Wir ärgern uns und merken erst gar nicht, dass das Mondlicht immer schwächer wird. Fast hätten wir die Mondfinsternis nicht bemerkt! Am frühen Morgen taucht ein Kreuzfahrtschiff auf, hell beleuchtet und verschwindet hinter uns im
Nebel. Alles verschwindet im Nebel. Wir sehen keine 100m weit. Jetzt sind wir froh um unseren neuen Radar.
Am Montag, 28. September 20h30 machen wir im Hafen von Viana do Castelo fest. Maja und Jon sind schon da und winken. Stolz servieren wir ihnen ein kaltes Bier aus unserem neuen Kühlschrank und selbstgemachte Thunfisch-Rillette. Wir verbringen einen wunderbaren Tag mit ihnen, spazieren im Städtli, baden im frischen Atlantik und essen abends echt portugiesisch: Muscheln, Fisch, Fisch mit Fisch und Sardinen.
Die Wetterlage bleibt angespannt. Wir nutzen die Zeit vor den nächsten Tiefs und motoren satte 140 Seemeilen in der mehr oder weniger totalen Flaute nach Süden. Immerhin können wir so unseren neuen Watermaker (Entsalzer) testen. Nach Anfangsschwierigkeiten bringt er uns tatsächlich 5 Liter Süsswasser pro Stunde. Das Wasser schmeckt fein. Wir treffen am Freitag 2. Oktober abends noch bei Tageslicht in Peniche ein.
Wir nutzen die Zeit, klappern sämtliche Shipshandler ab, waschen unsere Wäsche und kaufen ein. Portugal hat der Schweiz etwas voraus. In jedem Café, in jedem Supermarkt und sogar in der Wäscherei hat es gratis und schnelles WLAN. Da wollen wir hingehen, getrauen uns jedoch nicht. Hier am Steg werden wir durchgeschüttelt wie auf hoher See. Wir kontrollieren stündlich die Festmacher, für uns hat es viel zu viel Wind um Maselle alleine zu lassen. Sobald der Wind nachlässt, rennen wir ins nächste Internet Café.
Liebe Grüsse von der Maselle, Gabrielle und Thomas