Am 7. Juli 2022 steigen wir früh morgens in Sibiu in den Zug und in Sebes Olt wieder aus.
Gabrielle trägt 18kg, Thomas 22kg. Wir schleppen viel zu viel Wasser, unser erster Fehler, wir wussten nicht, ob es hier Wasser gibt, doch wir kamen immer wieder an Quellen vorbei. Bei der Suru Hütte ruhen wir uns aus und liegen in der Sonne. Wir duschen und gönnen uns eine Übernachtung in der Cabana. Abends gibt es Lamm aus dem Ofen mit Polenta. Viele kleine Fliegen schwirren stets um uns, man gewöhnt sich daran. Zum Nachtisch wird ein Traubenschnaps offeriert.
Wir sind erschöpft und müde, ein rechtes Frühstück hat uns gefehlt. Unsere "Geisslibeine" müssen sich noch entwickeln. Wir kochen Polenta mit getrockneten Tomaten auf dem Benzinkocher und trinken warmen Tee. Die Hütte aus Metall ist kalt, die Nacht stürmisch, es zieht durch jede Ritze.
Am nächsten Tag, den 9. Juli, wollen wir über den Vf Serbota klettern, doch es regnet und windet stark. Die Sicht ist mies. Vor uns läge eine Kletterpartie, die mithilfe von Ketten und Seilen gemeistert werden muss. Wir wählen die sichere Variante und gehen runter zur Negoiu Hütte, auch wenn wir 600 Höhenmeter verschenken.
Die ganze Nacht stürmt es. Oft drücken Böen die Zeltwand an unsere Rücken. Das Zelt bleibt standhaft, einige andere hingegen werden vom Wind flachgelegt. Die so obdachlos Gewordenen flüchten ins Refugiul Caltun.
Auf dem Vf Patinului sehen wir das erste Mal auf die Transfagaras Panorama Passstrasse. Wir nähern uns Balea Lac, ein Touristendorf. Hier wollen wir nicht runtersteigen, sondern auf der Krete weiter zum Lacul Capra. Das gelingt uns jedoch nicht. Wir werden von sehr langsamen Tagestouristen ausgebremst, zudem setzt ein starker Regen mit gelegentlichen Hagelschauern ein und es windet stark.
An der Transfagaras Strasse angekommen, stossen wir auf das Refugiul Balea Tunel, keine Blechhütte, sondern eine kleine Pension mit Restarant und Stockbetten. Hier bleiben wir, trocknen unsere Schuhe vor dem Holzofen, hängen die nassen Kleider auf und duschen. Zum Nachtessen gibt es Sarmale de varza acra, ein Nationalgericht, mit Hackfleisch und Reis gefüllte Kohlwickel. Heidelbeerschnaps wird vom Hause offeriert.
Wir schlafen herrlich im geheizten Zimmer auf bequemen Matrazen.
Passstrasse
Eine Gruppe von 51 Polen kommt uns vollbepackt entgegen. Zum Glück sind sie nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort wie wir. Einen Platz fürs Zelt zu finden, könnte schwierig bis unmöglich werden.
Ein Wanderer vor uns wird ziemlich aggressiv von Schäferhunden angegangen. Er nimmt einen Stein in die Hand und droht den Hunden damit. Als wir näher kommen, bewaffnen wir uns auch mit einem Stein. Dann sehen wir den Hirten, grüssen und plaudern, so gut es geht, mit ihm, während er seine Hunde in Schach hält. Er ist froh, dass er hier oben während Corona keine Maske tragen musste.
Nach zwei Stunden lässt der Regen nach, die Wolken verziehen sich, die Auf- und Abstiege werden flacher, und wir sind tendenziell am Absteigen. Doch der kalte Nordwind bläst stark und böig, wir müssen uns schräg dagegen stemmen, damit wir nicht seitlich vom Weg abdriften.
Am Nachmittag kommt die Sonne. Wir wandern zwischen Wacholder, an Erika vorbei über Blumenwiesen. Kaum an der Waldgrenze angekommen, finden wir einen schönen und warmen Rastplatz mit Feuerstelle. Hier bleiben wir für die Nacht.