Es wird behauptet, dass Blogleser eigentlich nicht lesen, sondern nur Bilder anschauen. Ist es wirklich so? Wir kann es sein, dass wir nur eine einzige und richtige Antwort auf unseren so tollen Wettbewerb mit super Preisen erhalten haben?
LET IT BE bleibt nur zwei Tage in Bonaire und segelt dann weiter zu den San Blas Inseln. Wir wollen auch nicht lange bleiben, nur noch einmal richtig vollbunkern und dann Suzanne und Sylvain folgen. Natürlich bleiben wir länger. Nadine und Tomas von der SEABORNE sind endlich wieder von Curaçao zurück. Auf ihrem Katamaran sind wir mit Kathrin und Peter zum grillieren eingeladen, ein paar Tage später zu Kaffee und Kuchen.
Mit der SEABORNE fahren wir zum Tauchspot Petri`s Pillar und tauchen zum letzten Mal die Ostrakoden. Mit dabei sind auch Rose, frisch gebackene Taucherin, und Dan, sowie Rosita, Tomas Schwester auf Besuch. Beim Vorbereiten hüpft Rositas Tauchcomputer ganz von alleine ins Wasser und sinkt natürlich sofort ab. Wir stürzen uns etwas schneller als vorgesehen in die Ausrüstung, denn es wird schon dunkel, und starten eine Suchaktion. Zum Glück werden wir schnell fündig. Die Ostrakoden faszinieren uns erneut. Einen Tag später sehen wir erstmals die Ostrakoden von der Maselle aus. Weiss leuchtende Punkte im Wasser steigen wie an einer Perlenkette an die Oberfläche hoch. Hier verändern sie sich in eine etwa fünflibergrosse, neongrüne, rundliche Fläche und leuchten so noch eine Weile weiter.
Das Tablet spinnt und der Computer will auch nicht mehr. Wider Erwarten finden wir einen Compi- Doktor. Am Mittwoch bringen wir die beiden Geräte, am Freitag können wir sie abholen und am Samstag wollen wir los, so unser Plan. Am Freitag jedoch ist der Laden geschlossen, am Samstag auch, am Montag und Dienstag auch. Na toll. Endlich erhalten wir am Dienstag Nachmittag die Nachricht, wir können abends vorbeikommen. Der Herr Doktor ist nicht etwa mit unseren wertvollen Geräten abgehauen, nein, sein Schwiegervater in Kolumbien hatte einen Herzinfarkt und er ist mit seiner Frau dorthin geflogen. Das Tablet bekommen wir zurück, für den Computer hatte er einfach noch keine Zeit. Am Freitag sei er sicher fertig. Als Thomas am Freitag vorbeigeht, erfährt er, dass der Rechner wieder läuft, jedoch ist er bei ihm zu Hause liegen geblieben.
Jeden Dienstag und Freitag um 17 Uhr fährt Therese den Shuttle zum Supermarkt für die Yachties. Heute wollen wir unseren letzten grossen Einkauf machen. Therese kommt nicht. Wir alle warten lange und gehen dann halt zum Schiff zurück. 90 Minuten später erhalten wir eine whatsapp von ihr: „Sorry, I forgot it is friday today.“ Wir wissen, dass dies nicht das erste Mal ist. Auch hat sie schon Leute vor dem Supermarkt stehen gelassen, da sie vergessen hatte, sie abzuholen. Eine vergessliche Person nennen wir nun nichr mehr Dori (wie im Film Nemo), sondern Theresli.
Zum Glück macht Gabrielle einen Unterwasser-Fotokurs, ihr Lichtblick an diesen Freitag. Vielleicht bemerkt ihr es an den Fotos.
Am Samstag leihen wir uns nochmals die kleinen, rostigen und wackligen Fahrräder mit einem Gang von Kathrin und Peter aus. Wir rasen damit zum Computerdoktor und - oh wunder - der Computer ist da und funktioniert, dann zum Supermarkt, wo wir unserer Rucksäcke vollstopfen.
Wir klarieren aus und segeln am Sonntag los. Der Himmel ist vollgeladen mit Gewittern. Wir umfahren diese und legen sämtliche Geräte vorsorglich in den Backofen. Als wir auf den Aves waren, wurden zwei Schiffe in Bonaire vom Blitz getroffen. Resultat: Die ganze Bordelektronik muss ersetzt werden, was hier nicht einfach ist. Wir übernachten in Klein Curaçao. Den nächsten Stopp legen wir in Spanish Water auf Curaçao ein. Die Einfahrt ist nicht leicht, ohne elektronische Karten ist es schwierig. Die Fahrrinne ist nicht betonnt und mehrere Untiefen müssen umfahren werden.
Wir benötigen Internet, denn wir wissen, dass sich vor Panama ein Sturm zusammenbraut. Die Wetterprognosen klingen nicht gut, der Sturm hat einen Namen bekommen. Otto könnte sich zu einem Hurrikan entwickeln. Wir brauchen uns also nicht zu beeilen, denn wir wollen nicht riskieren in den letzten tropichen Sturm dieser Saison reinzufahren. Wir übernachten nochmals im Norden von Curaçao und starten dann die Überfahrt nach Panama.
Vor mehr als einem Jahr haben wir in Bordeaux bei Uship eine Prepaid SIM Karte fürs Satellitentelefon gekauft. Diese könnte man problemlos nach einem Jahr verlängern, wenn der Kollege Arnaud , wie abgesprochen und per Mail bestätigt, die Sache erledigt hätte. Mit dem Satellitentelefon als Modem lassen sich Wetterprognosen problemlos auf den Computer runterladen, was nun nicht mehr möglich ist. Zum Glück haben wir noch unser SSB Radio, damit erhalten wir Wetterfaxe. Es ist zwar nicht ganz einfach und zeitaufwendig, doch wir sehen, dass Otto sich tatsächlich zum Hurrikan entwickelt hat. Das dürfte er eigentlich nicht, denn er entsteht südlich des Hurrikangebietes. Panama galt bis anhin als Hurrikan frei. Wir verfolgen die Situation aufmerksam. Falls nötig legen wir in Kolumbien einen Zwischenstopp ein.
Die ersten vier Tage haben wir guten Wind und auch rechte Wellen. Alles was nicht festgemacht ist, hüpft, kochen ist schwierig. Dank Dampfkochtopf bleibt das Essen in der Pfanne.
Wir verlassen den Passatwindgürtel und nähern uns der Innertropischen Konvergenzzone. Der Wind wird schwächer und schwächer, ändert oft seine Richtung und bleibt häufig aus. Tagsüber segeln wir, wenn möglich mit dem Parasailor, oder wir tümpeln. Nachts motoren wir ab und zu um Strecke zu machen. Täglich finden wir fliegende Fische auf Deck, einer schafft es durch die offene Luke neben der WC- Schüssel zu landen. Viel Holz, Sträucher und grosse Baumstämme treiben im Wasser. Sie sind schwierig zu sehen, da oft nicht viel über die Wasseroberfläche herausragt. Zweimal weichen wir am Tag aus, nachts müssen wir einfach Glück haben. Da wir nicht allzu schnell vorwärtskommen, machen wir uns keine grossen Sorgen.
Eine Schwalbe besucht uns. Sie reitet eine Weile auf der Reeling mit. Eine Regenwolke naht und sie fliegt in den Salon, wo sie sich auf einer gespannten Kette niederlässt und auf den Salontisch kackt. Wir verscheuchen sie. Sie überlistet uns mehrmals und findet den Weg zurück ins Schiff. Sie verlässt uns erst, als ein Kriegsschiff hinter uns vorbeifährt, wahrscheinlich findet sie dort mehr Komfort. Am nächsten Morgen haben wir schon vier Schwalben als Passagiere. Viele Meilen von der Küste entfernt sind sie völlig erschöpft. Wir können ihnen Wasser geben und sie mit gekochtem Eigelb aufpäppeln. Die erste stirbt leider schon am Nachmittag. Die anderen drei fangen wir abends locker von Hand ein, setzen sie in ein Becken, decken sie mit einem Netz und einem Tuch zu, damit sie nicht frieren und nicht auf dumme Gedanken kommen, wie zum Beispiel weg fliegen. Wir nehmen sie quasi in Schutzhaft.
Eine weitere Schwalbe überlebt die Nacht nicht. Die verbleibenden zwei kriegen ein kräftiges Frühstück (Eigelb) und Wasser. Sie bewegen sich noch nicht gross. Doch bald beginnen sie ihre Federn zu putzen, ein gutes Zeichen, und fliegen kurze Proberunden um Maselle. Als wir noch etwa vier Meilen von der Küste Panamas entfernt sind, dreht eine der Schwalben eine grosse Runde ums Schiff, landet im Cockpit, zwitschert artig adieu und verlässt uns. Die andere wartet, bis wir noch etwas näher an der Küste sind. Wir fragen uns, ob Otto die armen Vögel so weit aufs Meer getrieben hat.
Nach acht Tagen und 823 Seemeilen ankern wir in der Bucht von Puerto Lindo. Ein saftiges Grün, liebliche Hügel, brüllende Affen und Vogelgezwitscher empfangen uns. Was für ein Kontrast zum ausgedörrten Bonaire!
Wir holen Diesel und das Cruising Permit. Mit dem 09h45 Bus wollen wir nach Portobelo zur Immigration. An der Busstation treffen wir Noelle und Daniel, welche den 8 Uhr Bus nehmen wollten, der bis jetzt noch nicht gekommen ist. Gemeinsam warten wir über eine Stunde. Ein paar Einheimische gesellen sich zu uns, was uns etwas Hoffnung gibt. Nach anderthalb Stunden geben Noelle und Daniel auf und gehen zurück aufs Schiff. Kurz darauf werden wir von einem Auto mitgenommen.
Auf der Immigration warten wir nochmals eine Stunde, obwohl wir die einzigen sind. Die Beamtin hat zwanzig Pässe vor sich liegen, welche sie mit dem Natel einzeln fotografiert, abstempelt und dann auf Papier kopiert. Wir haben ausführlich Zeit, uns im Büro umzusehen. Neben dem Bürotisch liegen Bananenstauden. Es hat fünf elektronische Geräte: ein Kopierer, zwei Ventilatoren, ein Ghettoblaster mit lauter Musik und beleuchteten Boxen, welche die Farben wechseln (giftgrün, rosa, blau, weiss und rot) und das Natel der Beamtin.
In der Bucht von Portobelo hat Otto 18 Schiffe versenkt oder stranden lassen. Wir reden mit einem jungen Argentinier. Sein Schiff liegt schräg am Ufer unter der alten Kastellmauer. Er hätte zwei Tage vor dem Hurrikan von einem Freund nach Puerto Lindo abgeschleppt werden sollen, um hier seinen defekten Motor zu reparieren. Diesem Freund hatte es an jenem Tag aber zu viel Wind. Otto zog dann mit bis zu 80 Knoten Wind vorbei, da riss die Ankerkette. Seine Stahlyacht hat zum Glück nur das Ruder verloren und ist sonst intakt geblieben. Er lebt nun mit seiner Frau und dem anderthalb jährigen Kind in Schräglage. Sein Schiff darf er nicht verlassen, da es sonst leer geplündert würde. Um zurück ins tiefe Wasser gezogen zu werden, wartet er auf ein Baggerschiff, welches einen Kanal freischaufeln wird. Jeden Tag ruft er an, jeden Tag heisst es mañana.
Die Retourfahrt mit dem Bus ist für uns wiederum nicht möglich. Er kommt zwar, ist aber zum Bersten mit Schulkindern gefüllt, keine Chance uns da noch reinzuquetschen. Wir sind nicht die einzigen, die keinen Platz mehr finden. Mit Marion und Marc teilen wir uns ein Taxi nach Puerto Lindo.
Liebe Grüsse von der Maselle
Gabrielle und Thomas