Hurrikan Matthew ist vorbei, doch er wirkt nach. Hohe Wellen aus Südwesten, das heisst auflandig, fluten einige Häuser in Meeresnähe. Strassen werden zeitweise gesperrt. Wir flüchten nochmals hinter Klein Bonaire, wo wir geschützt liegen, im Gegensatz zu den Schiffen im Hafen, wo ein paar durch den Schwell kleinere Schäden abkriegen. Es hat sich für uns nochmals bewährt, draussen zu bleiben. Die Lage beruhigt sich und nach und nach kommen alle Yachten zurück an die Bojen.
Der Verein „Jong Bonaire“ organisiert ein Schwimmen nach Klein Bonaire. Wir sehen das Plakat und schreiben uns gleich ein, als Nummer vier und fünf. Findet das überhaupt statt? Am Start sind wir dann ganz viele, über dreihundert SchwimmerInnen. Wir haben Spass, schwimmen hin und zurück. Später entdecken wir uns auf einem Foto in der lokalen Zeitung.
Dieses Foto ist unten gepostet. Wer uns entdeckt, bitte einkreisen und Foto zurückschicken. Die richtigen Lösungen werden verlost:
1. Preis: ein Segeltag mit BBQ auf der Maselle inklusive Foto an der Pinne *
2. Preis: ein Tauchgang von der Maselle aus inklusive Foto unter Wasser *
3. Preis: eine Dinghifahrt vom Ufer zur Maselle und zurück inklusive Foto an den Riemen *
*einlösbar bis 11. November 2017
Wir brauchen ein neues Bugbrett für unsere Maxime. Im Hardwarestore gibt es nur 2x3m Bretter, viel zu gross für unseren Bedarf. Ein Angestellter, Cliff, hilft uns. Die Konversation ist einsilbig, come, wait, come, wait…….am Schluss haben wir ein aus Ausschuss zugesägtes Holz nach Mass. Cliff verlangt nichts dafür. Wir geben ihm ein schweizer Käppli.
Der Passatwind wird schwächer, immer öfter ist es windstill. Es ist heiss, die Luftfeuchtigkeit hoch, die Mücken plagen uns. Zum Glück hat Kathrin von der FLORENTINE eine Pfaff-Nähmaschine. Gabrielle näht für sämtliche Eingänge und Luken Moskitonetze mit Tüll, damit auch die kleinsten Plaggeister keinen Einlass finden.
Mittlerweilen ist auch Speedy Pechvogel mit geflicktem Kiel zurück aus Curaçao in Bonaire eingetroffen. Weil alle Bojen im tieferen Wasser besetzt sind, hängt er sich an eine Boje im flachen Wasser in Ufernähe. Das ist bei Ostwind kein Problem. Doch in der ersten Nacht dreht der Wind nach Westen. Alle liegen auf Legerwall, wir hauen ein weiters Mal nach Klein Bonaire ab. Speedy mit 2,50m Tiefgang hockt nachts um zwei Uhr auf. Beide Mooringleinen reissen und er hält sich mit Motorenkraft stundenlang von der Kaimauer frei. Morgens um sechs Uhr kommt endlich ein Tauchschiff und nimmt ihn längsseits. Sie bekommen ihn nicht frei, da sein Flügelkiel im Grund eingekeilt ist. Als nächste Massnahme wird das Schiff mit dem Spifall so stark gekrängt, dass alle Bolzen des Flügelkiels ausreissen. Die zwei Tonnen Flügelteil bleiben am Boden liegen, Speedy kommt frei und wird in die Marina abgeschleppt. Auch er kommt in der Zeitung. Der Schaden ist gross, Kiel und Ruder sind beschädigt. Das verlorene Teil wird geborgen und per Schiff nach Curaçao gebracht. Speedy fährt zurück in die Curaçao Marina, wo er wohl die nächsten Wochen, wenn nicht Monate, auf dem Trockenen verbringen muss.
Schon wieder ist ein Vollmond vorbei und wir tauchen ein weiteres Mal die Ostrakoden, zusammen mit Dan. Seine Frau Rose, Kathrin und Peter plus Sohn Jakob sehen das Spektakel schnorchelnd an der Oberfläche. Rose beschreibt den Vorgang sehr schön auf ihrem Blog:
http://exitstrategylog.blogspot.com/2016/10/sparks-do-fly-during-sex.html
Mit Suzanne und Sylvain, Rose und Dan helfen wir bei einem Clean Up Dive den Meeresboden von Müll zu befreien. Abends sind alle Teilnehmenden zum BBQ eingeladen.
Obwohl wir regelmäsig rennen, schwimmen. schnorcheln, tauchen und die Ladies ins Yoga gehen, wird uns die Zeit in Bonaire etwas lang. Wir möchten gerne wieder mal etwas segeln und am eigenen Anker liegen.
Wir kriegen mit, dass die Lage in Venezuela angespannt ist. Die venezuelanischen Frucht- und Gemüseverkäufer sind nicht mehr hier, die Regierung hat die Ausfuhr von Gemüse und Obst verboten. Mit LET IT BE kreuzen wir bei leichtem Wind 30 Seemeilen nach Osten zu den venezuelanischen Inseln Las Aves, unterteilt in Sotavento und Barlovento. Die sollen, so haben wir gehört, sicher sein.
In Sotavento ankern wir am späten Nachmittag und rufen die Guarda Costas auf. Am nächsten Morgen kommen sie an Bord, machen eine kleine Inspektion und füllen ein paar Formulare aus. Sie wollen Englisch üben und wir Spanisch. Sie fragen auf Englisch und wir antworten, so gut es geht, auf Spanisch. Es ist lustig und entspannt. Wir sind eine willkommene Abwechslung für sie, das elfte Boot im Oktober. Als der Commandante unsere Pässe sieht, sagt er: Victorinox Passaporto.
Wir sind froh, hierhergekommen zu sein. Wir erleben ein einsames Stück Karibik. Wir sind alleine und treffen in 10 Tagen nur drei weitere Segler.
Thomas und Sylvain harpunieren. Wir essen Zackenbarsch und Barrakuda.
Nach 20 weiteren Seemeilen gegen den Wind erreichen wir Barlovento, die eigentlichen Vogelinseln. Hunderten von Tölpeln fliegen abends zu ihren Schlafplätzen in den Mangroven. Wir ankern in der Nähe und fahren mit dem Dinghi in die Mangroven. Herzig wie die Jungvögel wie Watteknäuel in den Büschen sitzen. Die Grösseren haben rote Füsse und blaue Schnäbel.
Thomas versorgt uns mit Langusten, was nicht ganz einfach ist. Pro Languste braucht er etwa eine Stunde. Abtauchen, unter Steine und in Felshöhlen schauen, auftauchen, Luft holen, weitertauchen. Zubereitet und gegessen werden sie gemeinsam.
Wir erleben zwei sehr schöne Tauchgänge am Aussenriff der Isla Sur, Barlovento und einen weiteren in Sotavento. Gabrielle kann ihre neue Canon Power Shot G16 mit Gehäuse und Aussenblitz voll auskosten.
In der Ferne sehen wir nachts Gewitter. Später erfahren wir, dass in Bonaire zwei Schiffe vom Blitz getroffen wurden.
Auf der Rückfahrt nach Bonaire bekommen wir die Gelegenheit eine längere Strecke mit dem Parasailor zu segeln.
In Kralendijk ist full house. Alle Aussenbojen sind besetzt. Wir wollen nicht wie Speedy in Ufernähe festmachen. Zum Glück wissen wir, wo wir einen Betonblock unter Wasser finden können. Thomas springt ins Wasser und macht unsere Leinen daran fest. LET IT BE muss in den Hafen. Zwei Tage später wird eine reguläre Mooring frei und wir packen sie.
Liebe Grüsse von der Maselle
Gabrielle und Thomas