Maselle kommt aus dem Wasser, wird mit dem Hochdruckreiniger geduscht und aufgebockt. Nun wohnen wir in schwindelerregender Höhe, immerhin haben wir einen schönen Ausblick auf den Intracoastal Waterway.
Am Mitttwoch, 11. April, bringt uns Jim den Motor, er wird neben der Maselle abgeladen. Nach ein paar Tagen wird er vom staubigen Untergrund in die Werkstatt transportiert. Da steht er heute noch. Das Motorenbett muss noch angepasst werden, dafür brauchen wir professionelle Hilfe. Nach einer Woche kommt der Chef Kenny Bock vorbei, misst, kommt Tage später mit einem Rahmen vorbei, misst wieder, passt an und geht wieder. Wir brauchen eine neue Kupplung und Welle, was die Sache zusätzlich verzögert. Zudem ist die Marina ausgebucht, täglich werden viele Schiffe ausgewassert, bekommen einen neuen Antifoulinganstrich und werden wieder eingewassert. Wir stehen leider nicht zuoberst auf der Prioritätenliste.
Wir gönnen uns eine Pause.
Das Okefenokee National Wildlife Refuge liegt an der Grenze von Georgia zu Florida. Offensichtlich kommen wir mit Maselle dieses Jahr nicht mehr in den Süden. Wir packen Zelt, Schlafsack und Mathilda, unser Kajak, in ein Mietauto und nehmen die 528 Meilen in die Wärme unter die Räder.
Die Campingplätze in den USA sind grosszügig angelegt. Uns wird ein versteckter Platz mit Tisch und Feuerstelle zugewiesen. Es fühlt sich an wie wild campieren mit dem Luxus von fliessendem Wasser und warmer Dusche.
Ein grosser Teil der südlichen Ostküste Nordamerikas ist Sumpflandschaft. Die beste Art diese zu erkunden, ist auf dem Wasser. Wanderwege gibt es wenige, sie sind oft keine zwei Meilen lang. Wir setzen uns in die Mathilda, paddeln einen Tag lang auf den Wasserwegen im Okefenokee und wagen uns an die Alligatoren ran.
Bald sehen wir das erste Reptil, das träge an der Sonne fläzt. Wir paddeln mal in der offenen Prairie zwischen Seerosen, mal in von Sumpfzypressen gesäumten Kanälen. Wir sehen Alligatoren praktisch im Minutentakt, viele Schildkröten, einige Reiher, zwei Schlangen, eine Eule.
Nur wenige Kanuten sind unterwegs, denn Ostern und Spring Brake sind vorbei. Glücklicherweise sind auch die Mücken nicht allzu ärgerlich.
Mit frisch getankter Energie kümmern wir uns nun um Maselle, sie bekommt eine Schönheitskur:
- Der ICW- Tanninschnauz wird mit Sanitärreiniger weggeputzt.
- Der Rumpf wird gewachst und poliert.
- Der Rand zwischen Scheuerleiste und Süllrand bekommt einen roten Anstrich.
- Das Unterwasser wird geschliffen und mit neuem Copper Coat versehen.
- Die Badeplatform wird abgebaut, das Heck neu gemalt.
- Eine neue Windsteueranlage wird montiert.
Ein neues Crewmitglied kommt ans Bord, eine Pacific Winsteueranlage von Windpilot. Wir nennen sie Pete (sprich Piit), da bei uns an Bord alles einen Namen hat. Maxime ist unser Beiboot, Anna der Aussenborder, Windy der Windgenerator, Yani der Innenborder, Mathilda das Kajak.
Vor einem Jahr, zwischen Kolumbien und den Bahamas, ist das Ruder des alten Windpiloten, eine Atlantic, abgebrochen und abgehauen. Wir kontaktierten Peter Förthmann, Mister Windpilot, um die genauen Masse des Ruders zu erhalten. Er machte uns ein Angebot für eine neue Anlage und wies uns darauf hin, dass unsere Atlantic zu weit weg vom Heck montiert sei. Die Vibrationen mussten zu einem Ruderbruch führen. Er stiess bei uns auf taube Ohren, wir wollten uns noch nicht von der Badeplattform trennen, und haben ein neues Ruder laminiert.
Für die Malerarbeiten am Spiegel muss die alte Windsteueranlage weg. Wir nehmen sie unter die Lupe und fragen uns, ob und wie lange diese Reparatur halten wird. Wir kommen zum Schluss, da muss was Neues her, der Zeitpunkt ist günstig. Wir holen verschiedene Offerten ein und schreiben auch Peter wieder. Er bietet uns an, eine Pacific Windsteueranlage an einen internationalen Flughafen unserer Wahl in die USA oder für einen Aufpreis direkt in die Bock Marine zu liefern. Schon planen wir unsere nächste Kajaktour in South Carolina, mit Abstecher an den Flughafen von Myrtle Beach, wo wir den neuen Windpilot abholen wollen. Da teilt uns Peter mit, dass keine Fluggesellschaft diese Destination anliefert. Versprochen ist versprochen, er schickt uns das Paket ohne Aufpreis direkt in die Marina.
In der Folge entwickelt sich ein reger und fröhlicher Mailwechsel, der weit über das Geschäftliche hinausgeht. Früher hätte man wohl von Brieffreundschaft gesprochen.
Peter schreibt einen Blog über uns, nimmt uns in sein Rudel auf (Peter's Rudel, siehe windpilot blog) und verlinkt unseren Blog mit seiner Homepage.
http://windpilot.com/blog/morphy-blitz/sv-maselle/
Der Rest ist schnell erzählt. Die Pacific braucht keine Woche um den Atlantik zu überqueren. Nach drei weiteren Stunden ist sie am Heck montiert.
GRACE of Longstone, ein Taiwan Kutter, ist das Zuhause von Helen und Dave. Vor Weihnachten sind sie in der Bock Marine mit Motoren- und Riggproblemen gelandet. Sie sind unter Zeitdruck, denn ihr Visum läuft aus. Ständig taucht ein neues kleines Problem auf, welches ihren Absprung auf die Bermudas verzögert. Als nun endlich alles in Ordnung scheint, nehmen sie uns mit auf eine Testfahrt. Sie dauert fünf Minuten und wir kehren nach 400 Meter wieder um. Der Motor tönt komisch, die Schraube einer Ventilfeder hat sich gelöst. Immerhin ist der Schaden schnell behoben und sie sind bald bereit für die nächste Probefahrt, wenn es nur nicht in Strömen regnen würde.
NOMAD ist das Honeymoon Home von Patti und Jenness. Den 35Fuss Eigenbau Katamaran haben sie im Dezember gekauft und wollen mit ihm nach New Hampshire hoch, wo sie wohnen. Sie sind Blauwasserneulinge und nehmen uns mit um das Schiff einen Tag lang auf dem Neuse River auf Herz und Nieren zu testen. Alles klemmt noch ein wenig, da lange nicht mehr gebraucht, doch sie sind happy und laden uns zu Chicken and Dog ein.
ADVENTUROUS, respektive Mary und David aus Australien sind auch hier. Vor einem Jahr lernten wir sie in Beaufort kennen und sind gemeinsam ein paar Tage auf dem ICW gesegelt. Im Herbst haben sie ihren Katamaran aufgebockt und sind für ein halbes Jahr nach Hause geflogen. Auch sie rüsten ihr Schiff aus, bereit für neue Abenteuer.
Liebe Grüsse von der Maselle
Gabrielle und Thomas
http://windpilot.com/blog/
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