Wir haben zwei Gründe um in die Marina von Curaçao zu gehen. Erstens brauchen wir eine neue Genua. Rob, der Segelmacher, kommt vorbei und nimmt Mass. Zweitens verlassen wir Maselle für vier Wochen und fliegen in die Schweiz. Die ersten Tage frieren wir, doch dann entfaltet sich unsere mitgebrachte Sonne. Wir haben Glück und unsere Zeit bei Familie und Freunden geniessen wir mit sommerlichem Wetter.
Danke für die schöne Zeit mit euch allen.
Natürlich hat es nicht für ganz alle gereicht, doch ihr wisst ja wo wir wohnen. Unsere Koffer füllen sich fast alleine mit Ausrüstungsgegenständen und Dingen, von denen wir das Gefühl haben, sie nur in der Schweiz zu bekommen. So nehmen wir 46,4kg Aufgabegepäck und 16,3kg Handgepäck mit. Unser Kontingent schöpfen wir voll aus.
Am Flughafen in Curaçao wartet schon Luk mit dem Mietauto auf uns. Wir finden uns sehr clever, denn für 25US$ pro Tag haben wir ein Auto, das Taxi zur Marina würde ca. 30US$ kosten. Zudem ist der weite Weg zu Zoll und Immigration in Willemstad mit dem Auto nur ein Katzensprung. In der Marina wartet die neue Genua schon auf uns. Als Supplément hat Rob ein paar Schadstellen an unserem Grosssegel gratis ausgebessert.
Doch ratet mal, wer uns hier über den Weg läuft?
Richtig, Speedy Pechvogel! Sein Schiff steht auf dem Trockenen, die Verbindung vom Rumpf zum Kiel ist undicht, er hat Wasser im Schiff. Wir nehmen Speedy in unserem Mietauto zum Einkaufen mit. Abends lädt er uns ein und erzählt seine Geschichte: Mit 250'000Euro im Sack fuhr er nach La Rochelle um eine Amel Super Maramu zu kaufen. Genau an diesem Tag wurde aber das neuste Amel Flaggschiff eingeweiht und keiner hatte Zeit für ihn. Das fand Speedy unerhört. Er schlendert enttäuscht durch den alten Hafen und sieht seine heutige Gib Sea 52 zum Verkauf ausgeschrieben. Per Zufall ist der Besitzer an Bord, die beiden kommen ins Gespräch. Der erkennt schnell, dass Speedy eben Speedy ist und nicht warten kann. Das Boot wechselt noch an diesem Tag den Besitzer, ohne Probesegeln und ohne Expertise. Zwar sind Bugstrahlruder, Klimaanlage, Generator und Wassermacher an Bord. Erst später jedoch merkt Speedy, dass all dies gar nicht funktioniert. Uns tut er ehrlich leid. Er hat nun schon so viel investiert, und investiert immer noch, in der Hoffnung, dass irgendwann mal alles funktioniert. Wir drücken dir die Daumen, Speedy.
Wir verlassen die Marina, wir verlassen Willemstad. Die Swinging Bridge öffnet sich nur für uns alleine. Wir segeln hart am Wind nach Klein Curaçao, bleiben eine Nacht und kreuzen weiter nach Bonaire. Mit unserer neuen Rollgenua mit bordeauxfarbenem UV-Schutz sind wir sehr zufrieden. Zurück im Dörfli tauchen wir alleine oder mit Dan, unserem Dinghibegleiter beim Schwimmen Bonaire-Klein Bonaire. Zusammen mit seiner Frau Rose und ihm gehen wir eine Lion Fish Pizza essen. Lionfish oder Rotfeuerfische haben giftige Flossenstrahlen, gehören eigentlich nicht in die Karibik, haben keine Feinde, vermehren sich sehr schnell, sind unerwünscht und schmecken sehr gut.
Mit Angela, Reto und Sohn Yannik von der SHE SAN sehen wir nochmals die Ostrakoden. Leider füllt sich das Unterwassergehäuse der Kamera mit Meerwasser. Die Canon ist futsch, obwohl wir sie eine Woche in Reis eingelegt haben. So schnell wird es keine Unterwasserfotos mehr geben, ausser jemand von euch hat noch eine Canon IXY DIGITAL 510 IS, die er/sie nicht mehr braucht und vorbeibringen mag.
Über dem Atlantik braut sich was zusammen. Alle Wetterprognosen geben für Ende September sehr viel Wind an. Hier im Dörfli werden alle nervös. Wir gehen jeden Tag zweimal ins Internet und laden Gribfiles runter, studieren Passageweather, Windguru und Hurricane Tracker. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus dieser Störung ein tropischer Sturm oder ein Hurrikan entwickelt, wird jeden Tag grösser. Wir liegen in seiner Zugbahn.
Was tun? Sollen wir gleich nach Santa Marta in Kolumbien segeln oder kurz vor dem Sturm nach Süden abhauen oder hier in die Marina gehen oder einfach mal abwarten und hoffen, dass der Sturm nach Norden abdreht?
Sonntag 25. September: Thomas steigt zur Kontrolle auf den Mast. Oje, Splint und Unterlagsscheibe des Bolzens, der den Vorstag hält, sind weg. Das muss zuerst repariert werden.
Montag: Für einen längeren Bolzen suchen wir den Rigger Lele auf. Er hat einen Bolzen und er beruhigt uns. Solche Sturmgeschichten werden früh gross aufgebauscht, seien dann aber selten wirklich schlimm. Wir brauchen uns erst zu sorgen, wenn der Sturm südlich von Grenada durchzieht. Ein Schiff nach dem anderen verlässt die Boje und sucht Schutz im Hafen. Das beunruhigt uns schon etwas.
Dienstag: Das nächste Satellitenbild zeigt Matthew, wie der tropische Sturm nun heisst, über St. Vincent, also nördlich von Grenada. Die Option Santa Marta fällt für uns weg. Die Vorstellung, beim Sturm in der überfüllten Marina zwischen grösseren, schwereren und stampfenden Schiffen eingequetscht zu liegen, gefällt uns auch nicht.
Mittwoch: Die neusten Prognosen beruhigen uns. Jedoch beunruhigt uns, dass ausser uns nur noch zwei Schiffe an den Bojen sind und die Fischer ihre Boote aus dem Wasser nehmen. Ein Marine Park Ranger bestätigt uns in unserem Vorhaben bei starkem Wind an einer Boje im Norden von Klein Bonaire Schutz zu suchen. Er empfiehlt uns die Tauchboje Ebo's Reef.
Donnerstag: Wir erfahren, dass die Schulen morgen Freitag geschlossen bleiben. Wir sehen, wie die Restaurants Tische und Stühle wegräumen und Hausbesitzer die Wellbleche von den Dächern entfernen. Die Wassertaxis stellen den Betrieb ein. Da wir in dieser Nacht auf Freitag mit starkem Wind aus Süden rechnen, wollen wir an die besagte Boje. Leider ist diese schon von einem Segelschiff besetzt und wir nehmen eine weiter nördlich vor der No Name Beach. Kurz darauf kommt dieses Schiff an die Boje neben uns. Die Park Rangers haben sie von der Ebo's Reef Boje weggejagt, weil diese nicht mehr sicher sei und haben die Boje gleich abgeschnitten. So tickt die Karibik eben manchmal.
Wir verfolgen, wie Matthew im Norden von uns vorbeizieht. Der Wind dreht von Nord über Nordwest nach West, in der Nacht nach Süden. Er ist lange nicht so stark wie befürchtet. Die Luftfeuchtigkeit ist um 80%, die Wolkendecke geschlossen. Zum Glück bleiben die Gewitter und starken Böen aus. Es regnet weniger wie vorausgesagt, wir können nur 20Liter Regenwasser, welches wir so gerne trinken, sammeln. Freitag: Der Wind kommt wieder aus seiner gewohnten Richtung, aus Ostsüdost. Am Nachmittag bläst er nochmals kräftig, aber nie stärker als mit 6Bft. Wie zügeln heim an unsere Boje vor Kralendijk.
Samstag: Wir gehen an Land, trinken Kaffee und sehen, dass Matthew zum Hurrikan wird und recht nahe an Santa Marta vorbeizieht. Die ganze Sache war, zum Glück, wie Frank von der Nachbarsyacht sagte, für uns nur ein Sturm im Wasserglas. Trotzdem müssen wir diese Erfahrung so schnell nicht wieder haben. Laut Prognose soll Matthew zwischen Kuba und Haiti zu den Bahamas weiterziehen. Wir hoffen er schwächt sich schnell ab, denn die Bahamas haben im 2015 schon viel abbekommen.
Hier müssen wir doch noch erwähnen, dass wir auch mit Maselle, wie schon mit Gatorali, zu den kleinen Yachten gehören. Schiffe bis 45 Fuss dürfen an den Tauchbojen festmachen. Mit unseren 34 Fuss war das Abwettern an einer Tauchboje klar eine Variante. Die Mehrheit der Schiffe ist jedoch zu gross für diese Bojen.
Liebe Grüsse von der Maselle
Gabrielle und Thomas