Die Langusten sind, ihr habt es sicher nicht anders erwartet, zusammen mit Ingwer, Curcuma und Kokosmilch, in unserer Pfanne gelandet. Glück für Stephanie, Walter, Livia und Elisa, die nochmals mit uns unterwegs sind. Barbados ist die einzige Insel der Antillen, welche nicht vulkanisch entstanden ist. Kalkablagerungen auf dem Meeresgrund wurden durch das Zusammenschieben der karibischen und der nordatlantischen Platten emporgehoben. Darüber entstanden Korallenriffe. Diese weitergehobenen Kalkgesteine wurden später durch Regenwasser ausgewaschen, so entstand die Harrison Cave. Mit Familie Jesse besuchen wir per Bus diese Tropfsteinhöhle. Eigentlich wollen wir ein Auto mieten, doch das ist uns zu teuer, die Strassen zu schlecht und der Verkehr zu gefährlich. Dieser Bus fährt Umwege um sämtliche Dörfer zu bedienen. Für uns ist das eine willkommene Sightseeing Tour. Zum Abschied, denn Jesses fliegen zurück in die Schweiz, essen wir in einem Hafenrestaurant in Bridgetown Flying Fisch Sandwich, Fischfingers oder Fisch Roti (gefüllte Teigtasche), je nach Geschmack. In unserer Ankerbucht rollt es nun grässlich, Zeit zum Ausklarieren. Als Thomas an Land rudert, bekommt er einen nassen Hintern. Wir müssen drei Büros aufsuchen, einmal 50 US Dollar bezahlen, dreimal dieselben Formulare ausfüllen. Beim Hafenmeister setzt sich Thomas nicht, beim Zoll hingegen schon. Beim Aufstehen sehen wir beide den von Salzwasser getränkten Stoffsessel und gehen weiter zur Einwanderungsbehörde.Wie wir so warten, werden wir vom Zollbeamten energisch in sein Büro zurückgepfiffen. Wir erwarten eine Riesenschelte wegen des nassen Sessels. Fehlalarm, der Beamte hat nur vergessen eines der vielen Formular abzustempeln, kann passieren bei dieser Papierflut. Wir segeln nochmals die Westküste hoch, ankern in türkis Wasser, schnorcheln und liegen ruhig. Am Mittag darauf verlassen wir Barbados, zum Abschied fangen wir einen Barrakuda. Die Überfahrt ist gemütlich und mit Neumond sternenklar. In Martinique werden mit einem weiteren Barrakuda an der Angel empfangen. Kurz darauf fällt der Anker ins grüne Wasser der Bucht von St. Anne. Hier erholen wir uns kurz, denn die Arbeit ruft uns am Montag Morgen in den Cul de Sac du Marin. Die Unterwanten müssen ersetzt werden, der Aussenborder braucht einen Mechaniker, die Wäsche will gewaschen werden, die Windsteueranlage verlangt eine stärkere Fixierung und wir wünschen frisches Gemüse und Obst. Zudem ist hier der grenier du marin, ein Secondhandladen für Bootszubehör, der schnell unser Lieblingsgeschäft wird. Nach zwei Tagen haben wir neue Unterwanten, nach drei Tagen läuft der Aussenborder wieder. Der Mechaniker ist zu Beginn skeptisch, ein 50Jahre alter Aussenborder gehöre doch ins Museum. Als er dann unseren Crescent Marin in den Fingern hat, ist er völlig begeistert; „ Il est genial ce petit moteur, il faut le garder et bien attacher.“ Im grenier kaufen wir Maststufen, Papierkarten (Thomas kann den Preis stark runterhandeln, denn wer navigiert heute noch mit Papier), Windanzeige und Windmesser und noch weiteren Krimskrams. Jean-Michel, ein Freund aus Bordeaux, der nun in Martinique lebt, fährt uns zu Monsieur Bricolage. Wir holen Holz, Lack und Pinsel und renovieren unsere Cockpit Steuerbordseite. Wir spazieren mit dem Kajak in den Mangroven. Jean-Michel fährt uns mit dem Auto seiner Cousine über die Insel. Wir essen Accras de morue (fritierter Dorsch) vor dem Diamant und werden in die Kunst des Ti Punch (weisser Rum mit Rohzucker und Limetten) eingeführt. Am Ende des Tages lässt das Auto komische Geräusche von sich hören, die Gangschaltung ist hinüber. Im zweiten Gang, weil kein anderer mehr geht, fahren wir von St. Pierre nach Le Marin, quasi quer über die Insel. Glücklicherweise liegt die Destillerie NEISSON am Weg. Hier wird laut Jean-Michel der beste Rum der Insel gebrannt. Die Einladung zur Degustation nehmen wir gerne an und stimmen ihm zu. Bis dahin dachten wir, dieser Rum hiesse NELSON, was wir für einen französichen Rum schon etwas komisch fanden. Nach 10 Tagen lichten wir den Anker. In Fort de France ist Karneval. Am Samstagabend erleben wir ein Spektakel, das ziemlich entfernt von unser Basler Fasnacht ist. Zu Beginn tanzen drei 6-jährige Mädchen zu Technomusik, dann folgen folkloristische Paartanzeinlagen, die wirklich eindrücklich sind. Darauf zieht ein Autocorso
langsam, sehr laut und sehr stinkig an den Zuschauern vorbei. Die Autos sind besprayt und beschrieben, ähnlich unserer Fasnachtslaternen. Eine schlechte Sängerin und ein noch schlechterer Rapper lassen sogar die Lokalen die Augen verdrehen. Endlich folgt die Parade. 23 bunt geschmückt und geschminkte Karnevalsgruppen ziehen tanzend und musizierend an uns vorbei. Hauptsächlich werden Rhythmusinstrumente gespielt, manchmal sind auch Blasinstrumente dabei. Das gefällt uns sehr. Am nächsten Morgen früh, beim Hochziehen des Ankers, kommen ganz viele kleine Krabben mit der Kette hoch. Diese Krabbenbabies müssen wir mit einigen Eimern Salzwasser vom Deck runterspülen. Wir segeln nach St. Pierre, um hier die Sonntag Nachmittagsparade zu sehen. Kaum angekommen beobachten wir, wie ein Segelschiff zu nahe an einem Fischerboot ankert, dieses mit der Boje losreisst, damit eine Runde dreht, das Päckchen losbekommt und sich aus dem Staub macht. Wir helfen dem Fischer seine Boje neu zu setzen und sein Boot festzumachen. Leider werden wir in dieser Bucht zu oft Zeuge von schlechter Seemannschaft und erleben unglaubliche Ankermanöver. Wir gehen an Land. Drei Karnevalsgruppen ziehen mehrmals durchs Städtchen, was die Parade etwas grösser erscheinen lässt. Aus einem Haus hören wir Musik, schauen rein und werden gleich eingeladen uns dazuzusetzen und mitzuspielen. Pablo, Morisette und Frederique laden uns zu Rum ein, Gustav singt wunderschön. Es ist ein Kommen und ein Gehen, sogar der Bürgermeister schaut vorbei. Mit ihm unterhalten wir uns über ein Bojenfeld, das er für die Segler gerne einrichten möchte. Wir sind nicht nur für den Karneval hier. 1902 ist der Vulkan Pelée ausgebrochen und hat auf einen Schlag 30'000 Menschen getötet. Viele Schiffe lagen vor Anker, alle sind gesunken. Diese Wracks liegen relativ tief, sind schön bewachsen und voller Fische. Das Highlight ist die RORAIMA, ein Stahlschiff auf 36-54m Tiefe. Wir tauchen täglich ab in diese Unterwasserwelt und sind froh, dass wir unsere Flaschen unabhängig mit dem eigenen Kompressor füllen können. Diese niedlichen Krabben von Fort de France finden wir auch in St. Pierre wieder. Leider sind sie wirkliche Plaggeister. In grossen Schwärmen umkreisen sie unser Schiff. Wir hüpfen ja gerne morgens ins Wasser, hier nicht mehr, denn diese kleinen Krebse zwicken und zwacken uns sofort. Auch beim Ab- und Auftauchen greifen sie uns an. Wissen diese dummen kleinen Dinger nicht, dass sie am Anfang der Nahrungskette stehen? Eigentlich flüchten sie ja vor den Walen in Richtung Ufer. Wieso sind wir jetzt die Leidtragenden? Jean-Michel sehen wir leider nicht mehr. Sein Auto ist immer noch in Reparatur und ÖV existiert hier praktisch nicht. Wir wollen uns noch etwas die Beine vertreten. Per Autostopp erreichen wir Le Précheur und wandern 6 Stunden durch tropische Vegetation nach Grande Rivière. Von da bringt uns ein Fischerboot zurück nach Le Précheur. Da diese Wanderung beliebt und auch sehr schön ist, haben sich ein paar Fischer vom Fischfang aufs Menschenfischen verlegt, leider zu eher unchristlichen Preisen. Dafür kommen wir wieder per Autostopp zurück nach St. Pierre. Am Sonntag Morgen verabschieden wir uns von Mathurien, einem älteren Künstler, den wir bei der Fischerbootbergung kennengelernt haben. Er führt uns noch kurz durch sein Haus am Meer und zeigt uns seine Sammlung von altem Allerlei, Nähmaschinen, Taucherbrillen, Kaffeepots, Bildern, usw., welche er restauriert. Nebenbei bekommen wir noch ein paar Insider-Geschichten vom alten St. Pierre erzählt. Die Überfahrt nach Dominica ist kurz und mit Halbwind schnell. Wir ankern vor Roseau.
Liebe Grüsse von der Maselle
Gabrielle und Thomas