Unseren vermeintlich letzten Abend auf Gran Canaria verbringen wir mit Ingrid und Rinus von der Thorang-La aus Holland. Die Vorspeise ist riesig, nur Rinus kriegt eine klitze-kleine Calzone. Auch mit dem Hauptgang sind wir alle zufrieden, nur Rinus erhält anstelle seiner geliebten Pommes Frites fettige weiche Chips. Der Wein ist gut. Am Morgen des 3. Dezembers 2015 wollen wir vor der grossen Überfahrt noch an den Dieselsteg. Dieser wird jedoch von zwei Megayachten für längere Zeit blockiert, das Personal putzt noch. Der Wind weht immer noch aus Süden, für uns aus der falschen Richtung. Wir kreuzen deshalb der Ostküste entlang und übernachten in Pasito Blanco, dem südlichsten Hafen Gran Canarias. Am Freitag Morgen, 4. Dezember 2015 starten wir definitiv mit vollem Dieseltank, einer zusätzlichen Prinzenrolle und frischen Brötchen nach Südwesten. Wir steuern den Wegpunkt 20°Nord / 30°West an. Nach Literatur sollte ab hier der zuverlässige Passat wehen. Ein frischer Nordostwind bringt uns die ersten Tage schnell vorwärts. Nachts ziehen wir eine meeres-leuchtende Spur nach. Zeitweise leuchtet das Plankton in der Tiefe, wie wenn einzelne Lampen aufblitzen würden. Delfine schwimmen mit uns. Unsere Nachtwachen dauern jeweils drei Stunden. Schon in der ersten Nacht kommt uns ein Frachter ohne Positionslichter entgegen. Gabrielle weckt Thomas, gemeinsam versuchen wir seine Fahrtrichtung ausfindig zu machen und sind bereit für ein Ausweichmanöver. Endlich erhalten wir ein AIS Signal und fahren mit weniger als einer halben Seemeile aneinander vorbei. Nachts erscheint dies sehr nahe. Tags darauf kommt schon der nächste Frachter auf uns zu, von ihm erhalten wir kein AIS Signal. Thomas versucht ihn erfolglos aufzurufen. Erst als Gabrielle ihn anfunkt, antwortet er und ändert gleich seinen Kurs. Von da an sind wir fast alleine unterwegs. Zweimal sehen wir ein Segelschiff am Horizont und nur ein halbes Dutzend Frachter in guter Entfernung. Vom dritten Tag an wird der Wind schwächer, wir setzen tagsüber den Parasailor, eine Art Spinnaker. Das Leben an Bord ist angenehm. Wir lesen, schlafen, essen, backen unser Brot im Dampfkochtopf, trommeln und pfeiffen, duschen mit Meerwasser und spülen uns mit Süsswasser ab. Nachts studieren wir den Sternenhimmel. In Las Palmas haben wir 200 Liter Wasser in unsere Kanister gefüllt, der Watermaker läuft täglich. Wir haben genügend Süsswasser. Bis zum zwölften Tag reicht unser frisches Gemüse. Bis zum letzten Tag reicht unserer Orangen-Zitronen-Vorrat. Täglich trinken wir ein Zitronen-Orangen-Shake aus dem Mixer. Auf diese Weise kriegen wir den vollen Vitaminschub mit Fruchtfleisch. Nach einer Woche sind wir auf 20°Nord und 30°West. Wir sehen fliegende Fische, am Morgen liegen die ersten auf Deck. Anstelle des erhofften Passatwindes finden wir Schwachwind. Immerhin können wir nun fischen, was unter dem Parasailor unmöglich war und werden mit Doraden und einem Wahoo beglückt. Dann erreicht uns die totale Flaute. Wir starten den Motor und fahren die nächsten 40Stunden in den Süden. Nachts leuchten wir mit der Taschenlampe aufs Wasser. Leuchtende orange Murmeln hüpfen übers Wasser. Es sind die Augen kleiner Kalamare, die sich mit Wasser vollpumpen und sich nach dem Rückstossprinzip selbst aus dem Wasser zum Licht hin katapultieren. Am 16. Dezember setzt der kräftige Passat ein. Von nun an segeln wir im zweiten, oft im dritten Reff im Grosssegel, die Genua rollen wir ein und setzten an ihrer Stelle eine kleine Fock am fliegenden Vorstag. Jetzt wird es ungemütlich, wir rollen und werden kräftig durchgeschüttelt. Nachts kann der Schlafende kaum schlafen und der Wachende sich vor Übermüdung kaum wach halten, obwohl er regelmässig eine Meerwasserdusche erhält. Die Windsteueranlage quittiert den Dienst, die Fixierung des Ruderschafts ist gebrochen. Zum Glück haben wir einen elektrischen Autopiloten, der die restlichen 1300 Seemeilen tapfer steuert. Während der letzten vier Tage ziehen Squalls (gewitterähnliche Regenzellen mit starken Böen, jedoch ohne Blitz und Donner) über uns hinweg, da steuern wir selbst. Zum Glück ist der Mond sehr voll, so werden wir nachts nicht überrascht. Am 27. Dezember 2015, nach fast genau 23 Tagen und gesegelten 2968 Seemeilen ankern wir vor Bridgetown, Barbados.
Am Nachmittag treffen wir Thomas Schwester Stephanie mit Walter, Livia und Elisa am Strand. Dann schlafen wir ganze dreizehn Stundend am Stück. Wir putzen, versuchen das Schiff salzfrei zu kriegen und waschen. Am Abend essen wir bei Stephanie und Familie in ihrer Ferienwohnung und werden mit Geschenken überhäuft. Am nächsten Tag durchstreifen wir Bridgetown und decken uns mit frischem Gemüse und Obst ein. Ruth und François von der Veruf II, welche wir beim Einklarieren wieder getroffen haben, verbringen den Abend bei uns bevor sie nach Bequia weitersegeln. Dann kommen Stephanie, Walter, Livia und Elisa an Bord. Mit ihnen ankern wir an der Westküste, schnorcheln mehrmals täglich und baden am Strand. Wir schwimmen mit einer Schildkröte, sehen Korallen, Schwämme, bunte Rifffische, Kofferfische, Sandaale und sogar einen Feuerfisch. Nach drei Tagen gehen sie zurück in ihr Apartment. Wir nehmen uns endlich Zeit für den Blog. Während wir den schreiben, driftet Vanilla, eine grosse holländische Aluyacht unbemannt auf uns zu. Wir rufen den Hafenmeister auf Kanal 12, er ist sich nicht sicher, ob er jemanden schicken kann, denn heute ist Sonntag. Wir ankern um, gehen auf Vanilla und geben ihr mehr Kette. Darauf checken wir mit Maske und Flossen unseren Anker. Dabei entdeckt Gabrielle in einem versunkenen Eisenbehälter ein gutes Dutzend Langusten. Im nächsten Blog erzählen wir euch, wie viele davon bei uns in der Pfanne gelandet sind.
Wir wünschen euch allen ein gutes neues Jahr.
Liebe Grüsse von der Maselle Gabrielle und Thomas