In San Miguel machen wir einen langen und hübschen Spaziergang entlang von Feriendörfern und Golfplätzen, bis wir endlich einen Supermarkt finden. Wir füllen unsere Rucksäcke und Taschen und machen uns wieder auf den Rückweg, beladen wie ehemals die Mulis am Gotthard. Das stinkt uns ein wenig, drum halten wir die Daumen raus. Schon das dritte Auto nimmt uns mit. Zwei Engländerinnen fahren uns bis zur Marina. Es geht also noch! Mit Doro und Jule wollen wir gemütlich an der Südwestküste Tenerifes segeln und eine ruhige Ankerbucht finden. Wir scheitern aber an zu viel Wellen aus der falschen Richtung, zu viel Schwell und zu viel seekranken Besucherinnen an Bord. So beschliessen wir, in den Hafen von Los Gigantes einzulaufen. Auch dieser Plan scheitert, da sich die Wellen in der Hafeneinfahrt brechen. Der nächstmögliche Hafen ist San Juan. Wir legen an der Mole an. Die Seekranken dürfen von Bord, zu ihrem Pech nur kurz. Dieser Hafen ist heute absolut untauglich. Vom Schwell wird unsere arme Maselle hin und hergeschleudert, wir zerkratzen unseren Bugkorb und fürchten um unsere Fender. Doro und Jule müsen weiter leiden auf dem Weg nach Los Cristianos. Um 22 Uhr sind wir festgemacht, es ist so ruhig, dass unsere Gäste wieder zum Leben erwachen und sogar Teigwaren mit Tomatensauce (danke Walter) essen können. Wir wundern uns ein bisschen, weshalb wir das einzige Segelschiff in diesem Hafen sind. Tatsächlich erscheint kurz vor Mitternacht ein Hafenpolizist und will uns vertreiben. Doro und Jule seufzen laut und werden gleich wieder seekrank, was wiederum Erbarmen beim Polizisten weckt. Er lässt uns bleiben, aber nur bis fünf Uhr in der Früh, um Sechs komme sein Chef und dann müssten wir weg sein. Das machen wir auch, lassen die beiden schlafen und segeln rüber nach La Gomera. In der Bucht Playa el Cabrito ankern und baden wir. Doro und Jule schwimmen gleich an Land und machen den Anschein, nicht mehr zurückkommen zu wollen. Als sie dann doch wieder an Bord sind, teilen wir ihnen zu ihrer grossen Erleichterung mit, dass wir in den Hafen von San Sebastian gehen. Von hier aus erkunden wir die Insel, mieten ein Auto, fahren rum und wandern. Wir finden Maroni. Das passt. Schliesslich ist in Basel Herbstmesse. Doro und Jule müssen wieder nach Hause. Sie nehmen lieber die Fähre nach Tenerife. Wir wollen nach Las Palmas, da wir den Segelmacher treffen müssen. Nach einem harten Tag segeln gegen den Wind landen wir wieder in Las Nieves. Richtig, dort wo wir nie mehr hin wollten! Sunny, der Segelmacher, besucht uns hier und nimmt die nötigen Masse. Von Fischern erhalten wir einen Kübel voller Sardinen. Uns gefällts, diesmal liegen wir hier ruhig. Wir gehen näher zum Flughafen, in den Süden Gran Canarias nach Anfi del Mar, und können endlich ankern. Dass wir nur auf Hotelkomplexe schauen, stört uns gar nicht. Hauptsache der Anker greift gut im weichen Sand. Viviane kommt an Bord. In der Nacht brettern harte Fallböen übers Wasser. Als wir nach Mitternacht wieder einmal einen Kontrollblick werfen, läuft das Ankerplatzkino auf allen Kanälen: Zwei Schiffe sind am driften, auf einem merkt man es, auf dem andern nicht. Zwei weitere Schiffe sind am Auf- und Umankern. Da Wasser gut trägt, kriegen wir auch akustisch die Hektik mit. Wir sind froh, haben wir den Pflugscharanker gegen einen Plattenanker eingetauscht. Christine besucht uns auch. Beide Schwestern versorgen uns mit Käse, Bündnerfleisch, Schoggi, und vielem mehr aus der Schweiz. Ihr Gepäck schrumpft auf eine Zehntel des Hinreisegewichts. Wir segeln nach San Nicolas, wo wir auch ankern können. Diesmal sind wir ganz alleine, vor den hohen Felsen. Wir hüpfen ins Wasser. Zum Nachtessen schmelzen wir Raclettekäse auf unseren Kerzenrechauds, ein herrlicher Genuss. Am Tag darauf gehen wir wieder einmal in einen Hafen, richtig, es ist Puerto de Las Nieves! Mit dem Bus fahren wir nach Las Palmas, wo wir Viviane verabschieden und von Laurent, der für Lagoon die Katamarane der ARC (Atlantic Rally for Crusers) betreut, zum Essen eingeladen werden (danke Lagoon), nach Punta Sardinas, wo wir schnorcheln und Tintenfische und Kraken sehen, in die Berge nach Vega de San Mateo, wo Thomas endlich Ziegenfleisch essen kann, wiederum nach Las Palmas, wo wir Christine verabschieden und den Start der ARC mitverfolgen. Schade, dass wir mit den seefesten Heggli-Sisters wind-und terminbedingt nur wenig gesegelt sind.
Nach zehn (!) Tagen verlassen wir Las Nieves und kämpfen uns bei Punta Sardina durch Wellenungetüme, wie wir sie selbst in der Bretagne nie erlebt haben. In diesen hohen und steilen Wellen können wir uns erstmals vorstellen, querzuschlagen. Das Zusammenspiel von Gezeitenströmen und der Tatsache, dass hier der Meeresboden von 700m auf 120m ansteigt, verschafft uns anscheinend diese ungemütliche Situation. Doch auch das geht vorüber und wir segeln die restliche Strecke nach Las Palmas mit unserem alten Grosssegel, das fast zur Hälfte in Fetzen am Achterliek hinten ausweht. Gleich am nächsten Tag kommt Sunny mit den neuen Grosssegel vorbei. Halleluja! Wie sind wir froh! Jetzt sind wir praktisch startklar. Mami Heggli kommt für ein paar Tage vorbei. Mit einem Mietauto fahren wir über die Insel und geniessen die Landschaft. Zu guter Letzt kaufen wir Gemüse und Früchte auf dem Markt und einen grossen Jamon. Diesen schneidet Thomas in Stücke, welche Gabrielle vakumiert. Morgen Donnerstag starten wir unsere Atlantiküberquerung. Der nächste Bericht kommt dann aus der neuen Welt.
Liebe Grüsse von der Maselle Gabrielle und Thomas