Viele Yachties laufen nur gerade Horta auf Faial an, treffen sich im Peter's Café Sport, und segeln zu ihren Heimathäfen auf dem Festland. Wir sind gerne etwas länger auf den Azoren geblieben, denn jede Insel hat ihren eigenen Reiz. Auf Pico erklimmen wir den höchsten Berg Portugals, den Vulkan Pico. Der Weg zum Gipfel ist sehr steil und führt über Geröll und spitze Steine. Oft wird der Vulkankegel von Wolken verhüllt, in denen sich schon Wanderer verirrt haben. Deshalb erhalten wir eine Sicherheitseinweisung per Video und ein GPS. Unser anstrengender Aufstieg wird mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Abends wenden wir einen Sportlertrick an und werfen ein Ponstan ein: Am nächsten Tag haben wir keinen Muskelkater, am übernächsten nur leichten. In Velas auf Saõ Jorge folgen wir einer Heilig Geist Prozession. Die Krone des Heiligen Geistes wird von der Kirche durch das Dorf getragen, begleitet von der Dorfkapelle. Im leergeräumten Feuerwehrdepot werden alle Einheimischen gratis verköstigt, Gäste sind willkommen. Es gibt Brotsuppe mit Siedfleisch, Wein und Reispudding. Diese Insel lädt zum Wandern ein. Eine Wanderung unternehmen wir am Sonntag. Es fährt kein Bus und das Taxi ist uns zu teuer. Also machen wir Autostopp. Zuerst nimmt uns die Feuerwehr mit, dann ein Einheimischer, dann holländische Touristen, den grössten Teil der Strecke legen wir auf der Ladebrücke eines Pickups zurück. Wir wandern der Küste entlang von der Faja Saõ Joaõ zur Faja do Vimes. Fajas sind Lavazungen, welche ins Meer flossen, dazwischen ist die Küste sehr steil. Wir fragen nach dem Weg und werden gleich zu Wein, Brot, Käse und Kaffee mit „Fasnachtskiechli“ eingeladen. Denn heute ist der Heilige Geist hier. Die Einheimischen feiern gerne, deshalb wandert der Heilige Geist nach Ostern viele Wochen lang von Dorf zu Dorf. Heimwärts gehts wieder per Autostopp, die Polizei fährt uns das grösste Stück zum Hafen zurück . In Angra de Heroismo auf Terceira kommen wir gerade rechtzeitig an, um die Festlichkeiten zu Ehren des Heiligen Johannes mitzuerleben. Während einer Woche findet jeden Abend eine Parade statt. Wir sehen Trachtengruppen, Musikkapellen, Seniorengymnastikgruppen und Kinderumzüge. Der Heilige hier mag Stiere sehr. Mal rennt ein Stier, an einem langen Seil angebunden, den mehr oder weniger mutigen Männer auf der Strasse hinterher. Glücklich schätzt sich derjenige, welcher die Reichweite des Seils richtig einschätzt. An einem anderen Tag lassen sie fünf Stiere gleichzeitig auf einer abgesperrten Strecke los. Wir geniessen das Spektakel aus sicherer Höhe. Der absolute Höhepunkt für uns ist der Stierkampf in der Arena. Die Portugiesen töten den Stier nicht. Das Ziel ist es den Stier zu stoppen. Zuerst galoppiert ein Reiter (Cavaleiro) dem Stier ständig so knapp davon, dass sein Pferd fast auf die Hörner genommen wird. Dies ist eine Darbietung höchster Reitkunst. Dann stösst der Reiter Holzpfeile mit Widerhaken dem Stier in den Schulterbereich. Ist der Stier müde genug, stellt sich eine Gruppe von acht Männer (Forcados) in einer bestimmten Ordnung auf. Der erste wirft sich dem Stier zwischen die Hörner, der zweite packt die Hörner des Stiers, so dass der erste nicht davon geschleudert wird, die restlichen packen den Stier irgendwo und stoppen ihn. Am Schluss werden Kühe in die Arena gelassen und der Stier zottelt gemütlich mit den Damen davon. Auf unserer letzten Azoreninsel Santa Maria stellt ein Beamter der Policia Maritima im Hafen von Vila do Porto fest, dass wir die Leuchtfeuerabgabe noch nicht bezahlt haben. Wir holen das Versäumnis pflichtbewusst nach, gehen ein viertel Stunde ins Dorf hoch, suchen und finden das Büro der Hafenpolizei und begleichen unsere Schuld. Nach einer halben Stunde hektischer Arbeit des Polizisten sind wir glückliche Besitzer eines offiziellen Dokumentes mit Stempel, welches ausweist, dass wir die jährliche Leuchtfeuerabgabe von zwei Euros bezahlt haben, unser Beitrag zur Linderung der portugiesischen Finanzkrise. Auch diese Insel erkunden wir zu Fuss. Wir starten am höchsten Punkt der Insel, dem Pico, zum Glück geht es diesmal abwärts. Wir durchqueren mehrere Klimazonen auf engstem Raum, so auch die kleinste Wüste der Welt (in 5 Minuten). Zum Schluss nehmen wir ein erfrischendes Atlantikbad in einer der vielen Piscina naturais. Die letzte Etappe auf dem Atlantik verläuft dank des Azorenhochs gemütlich und entspannend. Tagsüber setzen wir den Spinaker, abends fangen wir Thunfische. Wir haben wieder häufigen Delfinbesuch und kreuzen den Weg einer Schule von Pottwalen, die uns beim Abtauchen wie zum Abschied mit ihren Schwanzflossen winken. Gibraltar passieren wir problemlos mit Wind und Strom von Achtern. Die vielen Frachter und Tanker im Mittelmeer sind etwas beängstigend, doch auch daran gewöhnen wir uns. Wir geniessen eine Woche Hitze und warmes Wasser bei Ibiza mit Stephanie und ihren drei Kinder. So, das wärs. GatoRali bleibt für ein Jahr in Südspanien. Eigentlich wollten wir sie in Port St. Louis, in der Nähe der Rhonemündung, überwintern, doch der Mistral und unsere ablaufende Zeit lassen es nicht zu. Wir haben einen guten Trockenplatz in Torrevieja gefunden haben und fliegen am 2. August heim. Wir möchten allen danken, die uns auf unsere Berichte geschrieben haben. Wir waren ziemlich lausig im Antworten, da wir einerseits oft keine Internetverbindung, anderseits keine Lust hatten, Zeit im Internetcafé zu verbringen. Wir planen euch alle zu einem langweiligen Fotoabend einzuladen. Also bis dann. Liebe Grüsse von der GatoRali Gabrielle und Thomas |