Auf den Kapverden ist es egal, wo wir den Anker fallen lassen, wir liegen unbequem, da Schwell unser Schiff rollen lässt. Leider ist auch das Wasser trübe oder sehr trübe. Die Inseln selber sind unterschiedlich: Sal, Boavista und Santa Luzia sind karg und kahl, São Nicolau und São Vicente sind fruchtbar und grün, die Menschen sind überall aufgeschlossen, aber nicht aufdringlich. In Mindelo bereiten wir uns für die Überfahrt vor: Ein paar Reparaturen, grosse Wäsche und Grosseinkauf. Gemüse und Früchten kaufen wir bei den Händlerinnen am Strassenrand ein. Wir kriegen sogar Äpfel und Birnen in einem Spezialladen. Zum Glück haben wir die „Hardware“ wie Teigwaren, Reis und Konserven schon in Bordeaux reichlich gebunkert. Wir starten am Sonntag, 5. Dezember 2010 unsere Überfahrt. Wir erleben keine klassische Transat im konstanten Nordostpassat. Während der ersten drei Tage kommen wir trotz schwachen Winden gut voran, dann kriegen wir auch schon die ersten Squalls („kalte“ Gewitterzellen ohne Blitz und Donner) und auch die Ausläufer eines atlantischen Tiefs ab. Wir müssen 18 Stunden selber steuern, da die Kombination von sehr starkem Wind aus Nordost und hohen Wellen aus Nord unsere stets zuverlässige Windsteueranlage schlichtweg überfordert. Toja hat es nicht leicht, sie ist oft seekrank. Wir sehen leider keine Haifische, Wale, Delfine, springende Goldmakrelen, und Thunfische. Wir fangen auch keine Fische, da wir wegen Starkwind selten angeln. Beisst mal einer an, so reisst er sich mit Köder los oder es ist ein Kugelfisch. Da wir keine Japaner sind, essen wir ihn nicht. Am 24. Dezember 2010 kommen wir in Scarborough in Tobago an und klarieren ein. Wie in der Schweiz wird Weihnachten hier mit der Familie privat gefeiert. Es ist schwierig ein Restaurant zu finden. Schliesslich essen wir Pizza bei einem Italiener bis die Musik so laut abgespielt wird, dass wir gar nicht mehr reden können. Auf der Überfahrt bekommen wir fast jede Nacht Regenschauer ab. Seit wir hier in der Karibik sind, regnet es zudem sehr oft tagsüber, gut für unsere Segel, weniger toll für uns. Deshalb ist auch in Tobago und im Süden von Grenada die Sicht unter Wasser schlecht. Mit einem Mietauto und zu Fuss erkunden wir Tobago. Wir spazieren im Regenwald und baden unter Wasserfällen. Ein Rastaman offeriert uns eine im Feuer gebackene „Breadfruit“ mit Knoblauch-Zwiebel-PeperoniSauce: Schmeckt gut, eine Mischung aus Kartoffeln und Marroni. Wir lutschen an frischen Kakaobohnen, welche von einer weissen, gallertartigen, süssen Paste umgeben sind. Wir kriegen einen halben Bananenbaum aufs Schiff, müssen die grünen unreifen Bananen mit öligen Händen schälen, weil sie so klebrig sind und kochen sie wie Kartoffeln, sie schmecken gut. Nach einer Woche an der Reling ist stets eine Tagesportion reif zum roh essen. Toja verlässt uns am 3. Januar 2011. Wir segeln die Nacht durch nach Grenada. In der Prickly Bay treffen wir Freunde aus Bordeaux. Mit ihnen ankern wir in verschiedenen Buchten und erkunden die Hauptstadt St. George's. Auf Sandy Island endlich erleben wir Bilderbuch-Karibik. Auch fangen wir wieder mal einen Fisch, einen Barrakuda. Das Wasser ist endlich klar und die Schnorchelgänge sind ein richtiger Genuss. Gegen Wind und Wellen kreuzen wir hoch nach Martinique um Gabriel abzuholen. In der Jalousie Bay auf St. Lucia kommen wir erst in der Dunkelheit an, zum ankern ist es hier zu tief. Wo sind die Bojen? Es regnet wieder mal in Strömen und wir brauchen lange bis wir endlich die letzte freie Boje entdecken. Die ganze Nacht rütteln extreme Fallböen an der GatoRali. Am Morgen dann ist es ruhig und die faszinierende Kulisse zwischen den zwei Pitons (Vulkankegel) und die reichhaltige Unterwasserwelt entschädigt uns für all die Mühen. Wider Erwarten ist die Marina Le Marin übervoll. Zuerst werden wir abgewiesen und ankern neben dem Fahrwasser vor dem Hafen. Wir hören den Hafen-Funkverkehr auf Kanal 09 mit und melden uns immer regelmässig. Nach fünf Stunden kriegen wir einen Platz am Steg. |