Bermuda ist rosarot für uns: Alle Busse sind rosarot, viele Häuser sind rosarot, die Hautfarbe vieler Menschen ist rosarot, die Süssigkeiten sind rosarot, viele Bermudashorts sind rosarot, die Kniesocken jedoch sind schwarz oder weiss. Alle Hausdächer sind schneeweiss und sind so eingerichtet, dass das Regenwasser in Tanks abfliesst. Am 7. Mai starten wir in Richtung Azoren. Es wird eine sehr raue Überfahrt. Die meiste Zeit haben wir schweres Wetter, drei Kaltfronten holen uns ein. Bei einem Gewitter mit viel Regen stellen wir fest, dass unsere Luken und Wantendurchlässe nicht mehr dicht sind. Die Gummidichtungen haben unter den Karibiktemperaturen sehr gelitten. Wir hängen PET-Flaschen und Schüsseln auf und leeren diese bei jedem Wachwechsel. Es wird so richtig kalt und nass im Schiff, Grönland lässt grüssen. Wir fischen nicht, zum Glück haben wir noch selbst eingemachten Fisch in Reserve. Die letzten vier Tage scheint endlich die Sonne und der Wind bläst von Achtern. Wir trocken Polster, Kleider, Ölzeugs und reinigen drinnen alles mit Süsswasser. Immer wieder besuchen uns Delphine, nachts sehen sie im fluoreszierenden Wasser wie Torpedos aus. Wir sehen einen grossen Hai und segeln ganz nahe bei zwei schlafenden Pottwalen vorbei. Portugiesische Galeeren zählen wir nicht mehr, denn eine Unmenge von ihnen driftet zwischen den Bermudas und den Azoren. Nach 16 Tagen erreichen wir Flores, die westlichste Azoreninsel. Der Hafen ist klein und nicht sehr geschützt, aber nigelnagelneu. Wir sind die Ersten, die an der frischbetonierten Hafenmole ein Bild malen. Nur sechs Schiffe liegen im Hafen. Zum abendlichen Sundowner treffen wir uns natürlich auf dem kleinsten Schiff. Zu zwölft quetschen wir uns auf Roberts Boot zusammen, so dass das Heck stark ins Wasser taucht, das Cockpit sich mit Wasser füllt und wir nasse Füsse kriegen. Wir erholen uns gut auf dieser schönen, grünen Insel. Auf der Überfahrt nach Faial beisst endlich wieder mal etwas an unserer Angel an, leider kein Fisch, sondern ein Vogel. Er schwebt wie ein Flugdrache hinten am Schiff. Zum Glück ist der Haken nur leicht am Schnabel eingehängt. Endlich an Bord gezogen, können wir ihn befreien. Von Horta aus fliegt Thomas für ein paar Tage in die Schweiz, um mit seinem schwer kranken Vater den siebzigsten Geburtstag zu feiern. Gabrielle erledigt einige Reparaturen und segelt an einer Regatta mit, ihr Schiff gewinnt. Kaum ist Thomas wieder zurück, erhalten wir die Nachricht vom Tode seines Vaters. Wir werden unsere Reise für ein paar Tage unterbrechen und kommen zurück in die Schweiz. |