Mit dem Taxi colectivo fahren wir von Cienfuegos aus eine gute Stunde nach Trinidad, eine Stadt im Kolonialstil und UNESCO Weltkulturerbe. Es wimmelt von Touristen und Souvenirläden. Die gelangweilten Musiker am Strassenrand hören sofort auf zu spielen, wenn wir weitergehen ohne etwas springen zu lassen. Ihr Repertoire beschränkt sich auf Chan Chan und Guantanamera.
Freitag Abends spielen verschiedene Musikgruppen auf der Plaza Mayor. Jetzt sind die Kubaner da und tanzen, was das Zeug hält, eine Augen- und Ohrenweide.
In ganz Kuba verkaufen Private über die Strasse, vom Fenster oder Hauseingang aus, Kaffee, Sandwiches, frisch gepresste Fruchtsäfte und vieles mehr. Bezahlt wir in der lokalen Währung (CUP=Pesos / 1CUC=25CUP). Der Preisunterschied ist enorm. Ein Kaffee kostet hier vier Rappen, in der Touristenbeiz zwei Franken. Wir wollen Erdnüsse (Mani) kaufen und erhalten einen salzig-süssen Erdnussbutterpasteriegel für zwanzig Rappen, welcher uns an Snickers ohne Schokolade erinnert.
Heute ist St. Patrick's Day.
Am Sonntag, 17. März, fahren wir mit dem Sammeltaxi nach Havanna und lassen Maselle schon wieder alleine am Anker. Vor zwei Jahren feierten wir diesen Tag mit den Iren Anne und Shane in einem Pub in Cartagena mit Rugby und Bier. Wir wollen eine Tradition daraus machen und treffen sie nun in Havanna. Als Überraschung haben wir in Trinidad vier grüne T-Shirts gekauft. Fast in jedem Lokal der Altstadt spielt eine Band, mit dem Ziel Kundschaft anzulocken. Hier lachen die Musiker und spielen mit Freude.
Auch am nächsten Abend sind wir mit Anne und Shane unterwegs. Wir essen in einem Lokal, mit Musik natürlich. Das Bier ist ausverkauft, wie so oft in Kuba. Thomas holt, wie die Habaneros, Bier vom Kiosk nebenan. Wir werden böse angeschaut, da von uns erwartet wird, dass wir auf die teuren Mojitos, Daiquiris oder Cuba Libre umstellen. Wir besuchen einen Jazzclub, um mal was anderes wie Son und Salsa zu hören. Der Eintritt ist für kubanische Verhältnisse teuer (10CUC=10$). Es hat nur Touristen. Der Monatslohn eines Staatsangestellten beträgt zwischen 15 und 40CUC.
Das historische Zentrum von Havanna ist gut erhalten, doch ausserhalb und entlang des Malecón zerfallen viele Häuser. Immer wieder riechen wir Gas aus lecken Gasleitungen.
Herausgeputzte Oldtimer-Cabriolets stehen da, um tausende von Touristen zu stolzen Preisen herumzufahren.
In der Casa particular warten wir auf Gabriel (Gabe) und einen Freund von ihm, Dom. Es regnet in Strömen, viele Restaurants sind am Dienstag Abend geschlossen. Nach einigem Suchen bekommen wir für viel Geld eine miserabel gekochte Kinderportion. Anschliessend holen wir uns einen Hamburger.
Wir müssen unser Visum verlängern.
In einer Bank in Cienfuegos kaufen wir Marken für 25CUC pro Person und gehen damit zur Immigration. Wir werden gleich weggeschickt, das Büro ist voll mit wartenden Kubaner, und auf den nächsten Tag vertröstet. Wir insistieren und bekommen nach nur 45 Minuten Wartezeit unsere Stempel. Nun dürfen wir einen weiteren Monat in Kuba bleiben. Wir kaufen nochmals kräftig Gemüse und Früchte für die nächsten 14 Tage auf dem Markt ein und checken das Wetter. Fürs Internet brauchen wir eine Tarjeta (Karte) für ein oder zwei CUC mit einer Login Nummer und einem Passwort . Damit können wir auf öffentlichen Plätzen oder Hotels mit WIFI eine Stunde lang surfen.
Anker auf und los geht es 57 Seemeilen bis zur nächsten Insel Cayo Guano del Este. Dom leidet, er ist seekrank. Er wird die ganze Zeit leiden und seinen Traum vom eigenen Segelschiff begraben. Gabe ist seefest, wahrscheinlich dank seiner Augenlaseroperation.
Auf Cayo La Trinchero brüten Tölpel. Sie haben keine Angst und bleiben auf ihren Eiern sitzen als wir uns ihnen nähern.
Auf Cayo Largo decken wir uns mit Kokosnüssen ein.
Auf Cayo Rosario gefällt uns das Schnorcheln sehr. Abends grillieren wir mit Sophie und Stephan Fische am Strand.
Auf Cayo Cantiles sehen wir Krokodile und Flamingos. Mit den Parkwächtern tauschen wir Angelzubehör gegen fünf Langusten.
Auf Cayo Campos leben Affen.
Wir schnorcheln und harpunieren so oft es geht. Gabe entdeckt seine Passion und steuert seinen Anteil zum Essen bei.
Im Hotel Colony, im Südwesten der Insel Juventud setzen wir Fuss an Land, ohne uns vorher bei der Guarda Frontera angemeldet zu haben. Das gibt einen kleinen Rüffel, den wir einfach ignorieren. Gabe und Dom brauchen Internet um ihren Absprung zu organisieren. Flug und Fähre sind viel zu teuer, die beiden bleiben bei uns. Sofort segeln wir weiter.
In Maria La Gorda, im Südwesten der Hauptinsel, verlassen uns die beiden.
In Maria La Gorda, im angeblichen Tauchparadies, leisten wir uns einen Tauchgang. Es wird eine lieblose Sache. Während das Schiff mit Vollgas durch die Wellen stampft, müssen wir unsere Montur anziehen. Kaum an der Tauchboje werden wir ins Wasser gejagt und müssen sofort abtauchen. Der Tauchgang dauert exakt 45 Minuten und wir sehen die ganze Zeit das Schiff von unten. Zurück an der Wasseroberfläche zieht uns der Diveguide sofort die Flossen von den Füssen, damit wir schneller die Badeleiter hochkommen. Auf der Rückfahrt wollen sie uns einen zweiten Tauchgang verkaufen, wir lehnen dankend ab.
Michu taucht mit uns. Er kommt Thomas bekannt vor und es stellt sich heraus, dass die beiden vor langer Zeit zusammen für die Segelschule Bielersee gearbeitet haben. Abends laden wir ihn und Anna zum Nachtessen auf Maselle ein.
Wir umrunden das Cabo San Antonio und segeln ostwärts Richtung Havanna.
In Cayo Jutia winken uns zwei Fischer von ihrem Floss aus. In der Nacht regnet es stark. Am Morgen sehen wir, dass die beiden die Nacht auf dem Floss unter einer Blache verbracht haben.
Auf unserem Weg zwischen den Untiefen zum Ankerplatz von Cayo Levisa stellen wir fest, dass unsere Seekarten für diesen Teil von Kuba nicht ganz stimmen. Anna und Michu verbringen hier die letzten Tage ihres Urlaubs. Wir überraschen sie, denn sie haben zwei Zigarren auf Maselle gelassen, die wir ihnen nun zurückgeben können. Beim Strandspaziergang in den abgestorbenen Mangroven schauen wir den Pelikanen zu, wie sie ins Wasser stürzen und schlürfen einen erfrischenden Mojito ohne Rum.
Bei Cayo Morrillo sind wir schon vor Sonnenaufgang unterwegs und stellen abermals fest, dass unsere Seekarten nicht stimmen. Wir sitzen im Dunkeln auf einer Sandbank fest. Thomas hängt sich an den Baum, doch Maselle macht keinen Wank. Mit dem Dinghy bringen wir den Anker aus und ziehen und motoren uns so frei.
Bei Sonnenuntergang wollen wir in der Bucht von Mariel ankern. Über Funk werden wir aufgefordert zur Marina Hemingway bei Havanna weiterzusegeln. Diese Bucht sei ein kommerzieller Hafen und für uns verboten. Unser Buch ist wohl etwas veraltet.
Nach Mitternacht machen wir am Steg der Guarda Frontera der Marina Hemingway fest. Junge Beamte, sie sehen aus wie Schulkinder in Uniformen, klarieren uns ein. Am Morgen fahren wir an unseren zugewiesenen Platz. Der Hafenmeister kommt an Bord, füllt die Formulare aus und fragt gleich nach einem Trinkgeld.
Viñales ist bekannt für seine einzigartigen Kalkberge und Tabakplantagen.
Wir machen einen Tagesausflug. Mogotes sind knollenförmige Felsen. Diese Karstformation findet sich sonst nur in China. In der Höhle Cueva del Indio stehen wir eine Weile Schlange, bis wir auch in eines der Boote steigen dürfen, die auf dem unterirdischen Fluss fahren. Wir besuchen eine Tabakfarm, wo die echte kubanische Zigarre von Hand gerollt wird. Das Mittagessen entpuppt sich als das beste Essen, welches wir in Kuba hatten. Zudem wird so viel aufgetischt, dass wir die Resten einpacken lassen. Die Mural de la Prehistoria, ein riesiges Gemälde auf einer Felswand, bildet den Abschluss dieses Tages. Viñales ist wie jeder Ort, der im Lonely Planet angegeben wird, very crowded. Auf der Rückfahrt können wir am Strassenrand seit langem wieder mal Käse kaufen: weisser Käse mit Guayabanamus, so fein.
Wir klarieren aus Kuba aus, der freundliche Marinero erinnert uns an das Trinkgeld. 46 Stunden später sind wir in Fort Lauderdale. Der Golfstrom hat kräftig mitgeholfen.
Am Freitag, 19. April, klarieren wir in den USA ein. Am Sonntag fliegen wir nach Montego Bay, Jamaika. Kaum sind wir aus dem Flughafengebäude raus, zeigt Gabrielle (erstaunlicherweise nicht Thomas) den Stinkefinger. Das kommt so: Der erste Taxifahrer kennt den Weg zum Yachtclub nicht. Er holt sich Rat beim Restaurant vor dem Flughafen. Die netten Angestellten empfehlen ihm den Preis von 10$ auf 35$ zu erhöhen. So schnell sind wir noch nie aus einem Taxi ausgestiegen. Als wir im zweiten Taxi am Restaurant vorbeifahren, rufen die Angestellten: „You have to ask for 35$“. Da muss man doch Zeichen setzen. Die Fahrt kostet uns 10$.
Alex, die Besitzerin einer Lagoon 450, erwartet uns im Yachtclub. Sie will ihr Schiff in Fort Lauderdale verkaufen. Sie hat die Schnauze voll von diesem Land und will so schnell wie möglich weg. Wir fahren noch schnell zum Supermarkt, denn Morgen, Ostermontag, sind alle Läden geschlossen. Alex ist eine 74-jährige, reiche Dame aus New York. Wir kaufen Gemüse, Früchte, Teigwaren und Reis, während sie der Meinung ist, Fertignudeln würden ausreichen. Sie erzählt uns, wie natürlich gesund sie lebe, das stimmt. Auf ihrem Schiff finden wir viele Proteinpulver, Vitamintabletten und zu unserer Freude auch guten Honig.
Die Ankunft nach Sonnenuntergang auf dem Schiff OUH LA LA ist düster. Da sie um ihre Batterien besorgt ist, stellt sie den Strom ab, d.h. kein Licht, kein fliessendes Wasser, keine Toilettenspülung. Unser Koffer soll in die Backskiste und das Essen in die Bilge (Don't put food here, its furniture).
Captain Thomas muss im Dunkeln das Schiff checken, Dienstmädchen Gabrielle darf das Nachtessen kochen (I eat glutenfree, I don't eat rice!). Zum Glück haben wir beide Stirnlampen dabei. Beim Essen dürfen wir zuschauen, wie sie Rum trinkt.
Zu unserem weiteren Glück fliegt Alex am Ostermontag nach New York. Wir haben das Schiff für uns und segeln und motoren in fünf Tagen nach Fort Lauderdale. Von der hohen Brücke aus beobachten wir, wie Tölpel fliegenden Fischen hinterher jagen, sehen eine Schule Pottwale und zwei Zwergwale. Mehrere Schwalben übernachten bei uns. Eine päppeln wir mit Wasser und Eigelb auf und lassen sie erst wieder in Landnähe frei. Den Katamaran parkieren wir vor einer feudalen Villa in Fort Lauderdale.
Wir packen unsere Siebensachen und gehen gerne zurück auf unsere MASELLE, welche an einer Boje auf uns wartet.
Liebe Grüsse von der Maselle
Gabrielle und Thomas