Den Plan, Maselle von South Carolina nach Europa zu segeln, konnten wir im letzten Sommer nicht umsetzen. In diesem Jahr sind wir schlauer geworden. Um in die USA einreisen zu können, müssen wir 14 volle Tage in einem Land ausserhalb des Schengen Raumes gewesen sein.
Sobald wir unsere zwei Termine für die COVID Impfung erhalten haben, fangen wir mit der Planung an.
Wir kratzen alle Ferien zusammen und bekommen dazu noch unbezahlten Urlaub genehmigt. Neun Wochen müssen reichen: zwei Wochen Ferien, sieben Wochen für Maselle.
Am 12. Juni 2021 fliegen wir nach San José, der Hauptstadt von Costa Rica. Mit einem Mietauto fahren wir durchs Land, von Nationalpark zu Nationalpark, wandern viel und übernachten in vorgebuchten Hotels.
Die Leute sind sehr freundlich, das Land üppig grün, der Regen stört uns nicht.
Costa Rica gefällt uns sehr, wir schreiben aber hier nicht mehr, sondern lassen die Bilder sprechen, Pura Vida.
An adventure is only an inconvenience rightly considered. A inconvenience is an adventure wrongly considered – G.K. Chesterton
Die Einreise in die USA am 27. Juni in Miami verläuft unkompliziert.
Zwar warten wir eineinhalb Stunden in der Schlange, doch dann lässt uns der Zöllner rasch durch und wünscht uns einen schönen Aufenthalt. Wir steigen in ein Mietauto auf dem Paktplatz 36. Statt des gemieteten Kia Soul steht da ein Hyundai Prairie, dieses Upgrade stört uns nicht. Die lange Autofahrt zur Bucksport Marina bei Conway, South Carolina, unterbrechen wir und übernachten in einem günstigen Motel. An der Rezeption werden wir sehr unfreundlich bedient und im Zimmer von einer grossen Kakerlake empfangen. Wir locken sie mit Tacos unter dem Bett hervor und Thomas erschlägt sie mit seinem FlipFlop. Das Badezimmer ist voller Schimmel, die Betten schmuddelig. Wir duschen, schlafen aber in unseren Kleidern.
Maselle erwartet uns grün belegt.
Nach eineinhalb Jahren am Steg hat es Algen auf Deck, an den Festmacher, Fallen und Schoten, an der Persenning des Grosssegels und Schimmel im WC, denn die Luke ist nicht ganz dicht geblieben. Im Schiff finden wir nicht einen Käfer, was uns natürlich freut. Reis und Teigwaren haben wir gut gelagert. Eine mit Vodka getränkte Gaze in einem gut verschliessbaren Gefäss hält sämtliches Ungeziefer fern.
In den nächsten fünf Tagen putzen wir drinnen und draussen, das Deck und alle Leinen, montieren die Sprayhood und das Bimini, decken das Grosssegel ab, rollen die Genua aus und klettern auf den Mast. Abends trinken wir in der Bar der Marina ein Bier mit den neuen Besitzern Erik und Shane, Eriks Frau Stacey führt die Bar. Sie sind alle sympathisch und hilfsbereit. Wir dürfen die Waschmaschine und den Tumbler umsonst benutzen.
Wir finden etwa zwanzig Wespennester, in den Falten des Grosssegels, in der Windsteueranlage, im Deckel des Grills, unter dem Geräteträger, in der Navigationsgerätekonsole. Die Wespen werden nervös, wie wir ihre Nester zerstören. Glücklicherweise sind es Holzschlupfwespen, die sind nicht aggressiv und stechen uns nicht.
Kenny, unser Motor, startet gleich beim erstens Anlauf und brummt einwandfrei. Die Ankerwinsch hingegen macht keinen Mucks, was uns nicht hindern soll, über den Atlantik zu segeln. Um genügend Diesel dabei zu haben, kaufen wir vier zusätzliche Kanister. Somit haben wir 90 Liter Diesel im Tank und 160 Liter in Kanistern. Das reicht für ca.125 Stunden motoren, d.h. damit kommen wir 400 bis 500 Seemeilen weit.
Wir kaufen ein:
15kg Reis, 15kg Teigwaren, 16kg Mehl, 1kg Haferflocken, 3kg Kaffee, 4kg getrocknete Bohnen und Linsen, 20 Kartoffeln, 12 Büchsen Tomaten, zwei Büchsen Champignons, drei Gläser Erdnussbutter, ein Glas Nutella, 36 Eier, 40 Zwiebeln, 12 Knoblauch, drei Kohl, ein paar Zuchetti, Auberginen, Sellerie, ein Kilo Karotten, fünf Säcke Äpfel, je zwei Säcke Orangen und Grapefruit, 15 Bananen, 15 Limetten, eine Ananas und drei Käse. Das sollte uns reichen für sechs Wochen.
Da wir den Entsalzer im Waccamaw River nicht testen können, kaufen wir 120 Liter Trinkwasser in Flaschen. Vom Steg füllen wir mit dem Schlauch 200 Liter Wasser in den Tank und in Kanister.
Tammy, die früher hier gearbeitet hat, bringt uns ein Päckli mit Büchern vorbei, das Christine vor mehr als einem Jahr in die Marina schickte. Diese und die ungelesenen Bücher an Bord, werden uns während den Nachtwachen unterhalten.
Wir sind startklar.
Wir haben das Wetter jeden Tag genau beobachtet und wissen, dass der Hurrikan Elsa sich uns nähert. Wir müssen rasch los, denn unsere Zeit für die Überfahrt ist knapp bemessen.
Am Samstag, den 3. Juli 2021, in der Früh, gehen wir nochmals zur Bar, um über das WIFI der Marina die aktuellen Wetterkarten und -daten herunterzuladen. Wir vergessen das Tablet auf dem Schiff und Gabrielle will es holen. Auf dem Holzsteg rutscht sie aus, fällt auf die Stegkante, quetscht sich den Brustkorb und flutscht kopfüber ins Wasser. Die Alligatoren sind zum Glück noch nicht wach und sie schafft es irgendwie, trotz fehlender Badeleiter oder sonstiger Hilfe, zurück auf den Steg zu klettern. Die achte Rippe ist gebrochen, wie wir sechs Wochen später in der Schweiz erfahren werden. Gabrielle hat eine längere Leidensphase vor sich. Trotzdem legen wir um 08.15 ab.
Tag 1: Raus aus dem ICW
Wir motoren auf dem Intracostal Waterway (ICW) dreissig Seemeilen nach Norden. Die drei Drehbrücken unterwegs öffnen auf unsere Anfrage per Funk. Wir halten an der letztmöglichen Tankstelle, um Diesel aufzutoppen, nehmen den Little River Outlet genau zur richtigen Zeit, bei Flut mit dem beginnenden Ebbstrom, und sind fünf Seemeilen später auf dem Atlantik. Wir müssen Motorsegeln, denn der Wind ist schwach. Nach dem Nachtessen beginnen wir mit den Wachen: nachts im Drei- Stunden-Rhythmus, tagsüber gilt, wer müde ist geht sofort schlafen, der andere bleibt auf Deck.
Tag 2: Der Wassermacher funktioniert.
Wir sind trotzdem froh so viel Trinkwasser eingekauft zu haben, denn das gekaufte Wasser schmeckt besser. Wir müssen immer noch Motorsegeln.
Tag 3: Wir finden den Golfstrom nordöstlich des Cape Lookouts.
Auf einer unserer Papierseekarte ist der Golfstrom eingezeichnet. Wir übertragen Koordinaten auf den Kartenplotter und berechnen eine optimale Route.
Tag 4: 09h30, endlich segeln.
Der Wind ist zwar noch schwach, doch wir können den Motor abstellen und segeln Schmetterling mit ausgebaumter Fock. Dank des Golfstroms machen wir acht Knoten Fahrt.
Tag 5: Maximale Geschwindigkeit von 15 Knoten
Natürlich segeln wir nur kurz mit 15 Knoten, doch unser Etmal beträgt heute 186 Seemeilen!
Kein Wunder liebäugeln wir nun mit der Idee, direkt nach Frankreich zu segeln. Den Plan, nur die Azoren anzusteuern, würden wir gerne fallen lassen.
Tag 6: Delfine und Tunas springen
Wir setzen den Parasailor und machen 5 Knoten Fahrt, obwohl der Wind sehr schwach ist. Der Golfstrom hilft.
Delfine und Tunas springen, Thomas fischt, ohne Erfolg. Leider sehen wir auch ganz viele halbaufgeblasene Luftballons auf dem Wasser treiben. Es wäre schön, wenn diese zukünftig an Hochzeiten und Kindergeburtstagen am Boden blieben.
Nach dem Abendessen kommt uns der Frachter ARC Independence sehr nahe. Wir funken ihn an. Er sieht uns nicht auf seinem AIS, sondern nur auf dem Radar. Er ändert seinen Kurs ein wenig und wir kreuzen Steuerbord an Steuerbord. Wir haben irrtümlicherweise das Senden unserer AIS Daten unterdrückt. Das ändern wir sofort.
Tag 7: WC Schlauch total verstopft
In der Nacht geht einfach nichts mehr durch den WC Schlauch. Wir demontieren ihn am Morgen darauf und stellen fest, dass er auf einer Länge von ca. 30cm völlig verkalkt ist. Wir hängen ihn im Cockpit auf und füllen ihn mit Säure, Putzessig, klopfen den Schlauch mit einem Hammer und stochern mit der Harpune drin herum. Nach ein paar Stunden ist der Kalk entfernt und das WC funktioniert wieder einwandfrei.
Tag 8: Viele Frachter ziehen nahe an uns vorbei.
Es regnet viel und stark, der Wind nimmt stetig zu. Da er vom Norden kommt, wird es kalt. Auf dem AIS sehen wir immer wieder Frachter in unsere Nähe. Die Sicht ist schlecht und die Wellen hoch. Da wir wissen, in welche Richtung wir schauen müssen, entdecken wir die grossen Schiffe manchmal, wenn wir auf dem Wellenberg sind. Dank des AIS Geräts, welches uns angibt, wann und wie nahe die Schiffe an uns vorbeikommen, lesen wir entspannt auf der Nachtwache. Den Rundumblick machen wir trotzdem regelmässig. Wir sitzen im Regentenue im Niedergang unter der Sprayhood und werden ab und zu nassgespritzt. Kalt haben wir trotz Wollsocken.
Tag 9: Eine Front erreicht uns.
Eine Regenfront zieht mit 10 Beaufort über uns hinweg. Wir fallen vor den Wind ab und steuern selbst. Die Richtung stimmt so nicht ganz, doch dafür riskieren wir keinen Materialschaden an Maselle. Der Regen drückt die Wellen flach und der Wind bläst die Gischt von den Kämmen. Die ganze Szenerie sieht aus wie Dünen in der Wüste mit Bodennebel. Es sind nur ein paar Stunden, die wir hier draussen sitzen und selber steuern, dann übernimmt Pete, unser Windsteuerpilot, wieder.
Mit Simi Züger sind wir fast täglich übers InReach (SMS per Satellit) in Kontakt. Von ihm wissen wir, dass Elsa weit westlich von uns vorbeigezogen ist. Das schlechte Wetter hätten wir einer Welle im Jetstream zu verdanken.
Tag 10: Eine Wespe fliegt uns um die Ohren.
Wir entdecken noch ein Nest in der Abdeckung von Anna, unserem Aussenborder. Eine arme Wespe ist hier ganz allein und verloren, kraftlos fällt sie ins Meer. Der Wind hat nachgelassen, wir segeln gemütlich auf räumlichem Kurs. Auf dem Wasser treiben viele Portugiesische Galeeren, giftige Staatsquallen, abends sehen wir einen Potwal.
Tag 11: Wir duschen heute nicht.
Das kalte Salzwasser wäre nicht so schlimm, doch der kalte Nordwestwind hält uns vom Duschen ab. Wir warten auf wärmeren Südwind, wir dürfen schon ein wenig stinken. Ein 4-5 Meter langer Schnabelwal springt in unserer Nähe aus dem Wasser. Nachts sehen wir viel Meeresleuchten.
Tag 12: Hin und zurück
Wir segeln gerefft nach Süden, nach Stunden dreht der Wind und wir segeln zurück nach Norden. Heute machen wir nicht viel Strecke gut nach Osten.
Tag 13: Endlich wieder mal eine ausgiebige Dusche
Nach langer Abwesenheit zeigt sich die Sonne und wir duschen im Cockpit. Das heisst, wir giessen zwei Eimer Meerwasser über uns, seifen uns ein und spülen uns mit Meerwasser wieder ab. Zum Abschluss gibt es eine kurze Süsswasserdusche. Die Stimmung an Bord ist gut, denn mit Wind aus Südost segeln wir am Wind in die richtige Richtung.
Wir sitzen nochmals über Karten und Bücher, rechnen und kommen zum Schluss, dass viel schief gehen müsste, sollten wir es nicht in den Westen Frankreichs, bis nach Rochefort, schaffen. Zudem schreibt uns Simi, dass wir nördlich von 40°N in keine Flaute segeln sollten.
Tag 14: Erster und einziger Fischfang
Wir entdecken die ersten und einzigen Segler auf der Überfahrt östlich von uns. Wir werden über Funk aufgerufen und plaudern ein wenig. Die Franzosen auf Pamplemousse sind auf dem Weg zu den Azoren und kreuzen unseren Kurs. Eine halbe Stunde später rufen sie uns erneut auf, denn sie haben eine grosse Goldmakrele gefangen und wollen uns ein Stück abgeben. Wir bergen unsere Segel und sie kommen uns so nahe, dass sie den Fisch im Plastiksack in unser Cockpit werfen können. Dann trennen sich unsere Wege auch schon. Sie segeln nach Süden und wir segeln weiter nach Osten.
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Tag 15: Show Time
Heute, Samstagmorgen, den 17. Juli, schwimmen uns dreissig bis vierzig Delfine entgegen, dann taucht ein Finnwal in unserem Kielwasser auf und am Nachmittag schwimmt ein Potwal nahe an uns vorbei. Wir kochen den letzten Kohl, essen aber noch zwei Tage davon, dann gibt es nur noch Bohnen und Büchsen als Beilage.
Abends sehen wir den Green Flash. Wenn die Sonne über einem klaren Horizont untergeht, blinkt sie kurz grün auf, bevor sie ganz verschwindet
Tag 16: Bergfest
Die halbe Strecke bis Rochefort ist geschafft. Das Bergfest feiern wir auf 42°07’N 044°30’W mit selbstgebackenem Schokoladekuchen.
Das Barometer zeigt am Morgen 1022hPa. Bis zum Abend sinkt es auf 1016hPa. Die Sonne hat einen Haloring, das verheisst nichts Gutes. Wir reffen sicherheitshalber schon vor der ersten Nachtwache. Um Mitternacht kommt dann die Front und bringt Wind und starken Regen.
Tag 17: Durchgeschüttelt
Nach der Front dreht der Wind. Den ganzen Tag werden wir vom Nordwestwind auf Halbwindkurs durchgeschüttelt, kommen aber gut voran.
Tag 18: Kochen muss möglich sein.
Das Wetter ist wieder lieblich und das Leben an Bord gemütlich. Aber der Petrolkocher streikt. Wir konnten die letzten Tage nur noch einen Brenner benutzen. Jetzt funktionieren beide nicht mehr. Ohne Kocher gibt’s kein warmes Essen, kein Brot und keinen Kaffee! Der Wind lässt heute Reparaturarbeiten zu. Wir reinigen Filter und Brenner und ersetzen die Düsen.
Tag 19: Schreckminuten mit Kenny
Im Schauglas des Dieselfilters sehen wir Schlamm, der kommt aus dem Tank. Blöderweise ist die Dieselleitung am Boden des Tanks montiert. So kommt der ganze Dreck direkt zum Vorfilter. Wir putzen den Filter, danach läuft der Motor für zehn Minuten und stellt sich dann ab. Trotz entlüften startet er nicht mehr. Wir entdecken ein kleines Leck in der Hand-Birnenpumpe, welche wir vor der Dieselpumpe montiert haben. Mit zwei Briden lösen wir das Problem.
Tag 20: Wir sind müde
Wir sind beide müde. Uns fehlt die gestrige Siesta, die wir wegen der Arbeit am Motor verpasst haben. Der Wind ist sehr böig und einmal pro Stunde spritzt eine böse Welle ins Cockpit. Die Nacht ist kalt und nass, die Luftfeuchtigkeit über 80%. Wir schlafen im Daunenschlafsack.
Tag 21: Europa kommt näher
Die SD-Karte von Amerika muss aus dem Kartenplotter raus, die von Europa rein. Dabei finden wir nochmals ein Wespennest. Die Larven in den Waben gehen baden.
Nieselregen die ganze Nacht.
Tag 22: Eine Woche keinen Frachter gesehen
Heute kommt mal wieder ein Frachter nahe an uns vorbei, ändert aber rechtzeitig seinen Kurs. Unser AIS sendet scheinbar bestens.
Tag 23: Etwas stinkt hier gewaltig.
Wir haben schon lange keine fliegenden Fische mehr gesehen. Über Wochen haben wir sie jeden Morgen vom Deck ins Wasser geworfen. Nun stinkt es wieder im Cockpit. Wir suchen und es dauert bis wir den Stinker, einen kleinen Kalamar unter einer Leine entdecken. Der muss schon eine gute Weile hier gelegen haben. Schnell wird er über Bord gespickt.
Tag 24: Thermowäsche, Skisocken und Stiefel
Damit es mal gesagt ist, wir sitzen draussen in Thermowäsche, Skisocken und Stiefel. Wir duschen trotzdem jeden zweiten Tag. Wir schlafen in der Heckkabine, hier sind die Schiffsbewegungen ruhiger als in der Bugkoje. Zudem können wir jederzeit durch das kleine Fenster einen Blick auf die Beine des Wachhabenden werfen.
Tag 25: Früchte und Eiweisse
Wir essen jeden Tag Früchte. Doch jetzt werden sie langsam knapp. Ab heute gibt es nur noch eine pro Tag.
Da wir trotz häufigem Köderwechsel keine Fische fangen, machen wir Linsen- und Bohnenpaste. Die getrockneten Hülsenfrüchte werden eingeweicht und dann gekocht. Mit Knoblauch, Salz und Pfeffer, Olivenöl, Limettensaft, Curcuma und Kreuzkümmel püriert, gibt das den perfekten Brotaufstrich oder eine Beilage zu Nudeln und Reis. Die grünen Limetten sind interessanterweise nach ein paar Wochen gelb geworden.
Tag 26: She blows
Immer wieder sehen wir Wale, mal näher, mal weiter weg, dafür sind die portugiesischen Galeeren verschwunden.
Am Abend lässt uns der Wind ganz im Stich. Wir Motoren die Nacht durch, denn wir haben ja genug Diesel dabei.
Tag 27: 17°Celsius, 72% Luftfeuchtigkeit
Da hilft nur ein warmes Frühstück, Porridge mit getrockneten Rosinen.
Tag 28: Im Golf von Biskaya
Der Wind wird schwächer und schwächer. Erneut müssen wir nachts motoren. Dabei brauchen wir den Autopiloten, denn ohne Wind steuert die Windsteueranlage nicht. Die Fixierung vom Autopiloten an der Pinne bricht ab. Wir versuchen eine Reparatur mit Super Glue, doch sie hält nur eine Stunde. Zuunterst in der Bugkoje liegt noch eine alte Autopilot-Fixierung, wir montieren sie. Eine Schraube passt, für die andere Schraube wollen wir kein Loch bohren. Also kleben wir viel Klebeband rundherum.
Tag 29: Noch 200 Seemeilen
Plötzlich qualmt der Motor stark, blauer Rauch kommt aus dem Auspuff. Aus irgendeinem Grund haben wir Öl in den Zylindern. Wir wollen nichts forcieren, denn die letzten 19 Seemeilen bis Rochefort müssen wir auf dem Fluss, der Charente, motoren. So quälen wir uns unter Segel dem Ziel zu. Nachts tümpeln wir zwischen den Fischern, kein angenehmes Gefühl.
Tag 30: Wir teilen uns die letzte Orange
Wir versuchen den Motor nochmals zu starten. Zum blauen Qualm kommt jetzt noch ein klopfendes Geräusch dazu.
Wir segeln nur mit dem Gross, denn der Wind ist so schwach, dass die Genua ständig einfällt. Später setzen wir den Parasailor mit Spibaum, bis nach vier Stunden die Regenwolken da sind. Mit jeder Regenwolke kommt kurz starker Wind aus einer anderen Richtung. Wir wollen nicht, dass dieses grosse, dünne, teure Segel reisst, und bergen es.
Tag 31: Ziel vor Augen
Der Wind dreht nach Norden und wird stärker. Wir segeln zur Mündung der Charente. Nach 3829 Seemeilen schnappen wir uns um 19.30 Uhr eine Boje vor der Ile d’Aix. Ankern wollen wir nicht, denn die Ankerwinsch ist noch immer kaputt.
Wir trinken zwei Bier, essen Tacos und schlafen tief und fest acht Stunden am Stück.
Dienstag, 3. August 2021
Am Morgen fahren wir die Charente hoch. Unsere Freunde Freddy und Frank stehen am Ufer und winken. Am Wartesteg vor Rochefort hüpfen sie an Bord und fahren mit uns durch die Schleuse in den Hafen. Die beiden bleiben zwei Tage mit uns, dann bringen wir sie nach Bordeaux zum Flughafen. Sie fliegen heim nach Basel. Wir dürfen ihr Auto benutzen.
Maselle auf dem Trockendock.
Segel, Fallen, Schoten und alles Bewegliche muss weg und verstaut werden. Vieles unserer Habe der letzten fünf Jahren laden wir ins Auto. Maselle kommt aus dem Wasser und wird an Land aufgebockt.
Wir fahren in einem Rutsch zurück in die Schweiz und erscheinen pünktlich wieder zur Arbeit.
Liebe Grüsse aus Muttenz
Gabrielle und Thomas